Digital-TV, Kartellabsprachen, Telekoms
Die kommende Verschlüsselung von Sendern wie RTL und MTV, das Kartellverfahren gegen den Satellitenbetreiber SES Astra in Deutschland und Internet-TV von Deutscher Telekom und Premiere stehen im Zentrum der Münchner Medientage.
Auf den Münchner Medientagen, die gestern eröffnet worden sind, stehen die digital/medialen Dauerbrenner der letzten Zeit naturgemäß im Zentrum der hohen Medienpolitik.
Eine "Grundverschlüsselung" und damit Grundgebührenpflicht für bisher frei empfangbares Privat-TV wie RTL zum Beispiel. In direktem Zusammenhang damit steht die neue digitale Satelliten-Plattform von SES Astra, gegen die in Deutschland ein Kartellverfahren läuft.
"Direkte Endkundenbeziehung"...
Der deutsche Kartellamtschef Ulf Böge hatte kritisiert, dass die Pläne von SES Astra, mit den privaten TV-Stationen die neuen, zusätzlichen Einnahmen - 3,50 Euro pro Monat und Anschluss sind im Gespräch - zu teilen, einer Kartellabsprache gleichkomme.
Warum die bisher freien Kanäle von RTL und MTV, die bereits Verträge für die digitale Plattform von SES Astra geschlossen haben, nun verschlüsselt werden sollen begründet Astra-Chef Ferdinand Kayser so: Sein Unternehmen wolle über das neue Geschäftsmodell eine "direkte Beziehung zu den Endkunden" aufbauen.
...bedeutet übersetzt:
Weil die großen privaten Sendergruppen in Deutschland jeweils ein halbes Dutzend von Bezahl-Kanälen in Vorbereitung haben, muss die dafür nötige Verschlüsselungstechnologie mit neuen Set-Top-Boxen möglichst schnell unter die Leute gebracht werden.
Die Gebühr verstehe er als Pauschale für die Bereitstellung der Technik, die digitale Plattform stehe überdies allen Sendern offen, sagte Kayser auf dem Podium der Medientage.
"Gegen Piraterie schützen"
Als Botschaft an die privaten TV-Betreiber heißt dies: SES Astra und die Privat-TV-Anbieter lassen sich die Anlaufkosten für die Umstellung nach Möglichkeit von den Kunden finanzieren. Je mehr Sender dabei mitmachen, desto günstiger wird es für jeden der einzelnen beteiligten Sender .
Mit der Verschlüsselung komme man außerdem "dem Wunsch privater Sender nach", die einen "Missbrauch verhindern wollen" sagte Kayser, seitens RTL wurde bekräftigt, dass man die Programme mittels Verschlüsselung gegen "Piraterie schützen" wolle.
HDTV - in zwei Klassen
Das wiederum macht nur in Zusammenhang mit hochauflösendem Fernsehen Sinn. Die kommenden HDTV-Programme sind nämlich durch spezielle Mechanismen dagegen "geschützt", vom Empfänger kopiert zu werden.
Nicht konforme Komponenten wie Festplattenrecorder werden etwa mit deutlich schlechterer Bildqualität beliefert.
Das Abwarten
Einstweilen wartet man jedoch auch seitens der Sendergruppe ProSiebenSat.1 auf eine Entscheidung des Bundeskartellamts, bevor weitergemacht werden könne.
ProSiebenSat.1 hat offiziell noch nicht entschieden, ob die Astra-Plattform gewählt werden soll. Senderchef Guillaume de Posch: "Ich hoffe, dass das Kartellamt vor Ende des Jahres ein Modell für Astra festlegen wird."
Öffentlich unverschlüsselt
Die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland werden ihre Programme nicht verschlüsselt anbieten. Der ORF hingegen kann wegen der zumeist auf Österreich begrenzten Senderechte via Astra nur einen Teil seines Programmangebots unverschlüsselt europaweit ausstrahlen.
Die am 26. Oktober beginnende Ausstrahlung der ORF-Programme über terrestrisch-digitales Fernsehen [DVB-T] in Österreich ist wiederum unverschlüsselt.
IPTV, Premiere ...
Ein zweites Haupttema auf den Münchner Medientagen ist natürlich die Deutsche Telekom, die wegen technischer Schwierigkeiten ihr Fernsehangebot IP-TV monatelang verschoben hatte.
Weil man erst am Dienstag damit an den Start ging - Partner ist Premiere - war das inhaltlich eigentlich ein Nicht-Thema.
Zur Kooperation konnte Georg Kofler, Chef von Premiere, deshalb auch nicht viel mehr sagen als: "Wir müssen die nächsten sechs Monate abwarten, um zu sehen, wie das Angebot ankommt".
...und die Deutsche Telekom
Zusammen mit dem deutschen Pay-TV Premiere hat die Deutsche Telekom begonnen, eine Art von Vollprogramm über als IP-Streams über ihr neues VDSL-Netz anbieten.
Die EU hat bereits Maßnahmen angekündigt, dass dieses Netz auch für andere Dienste-Anbieter geöffnet werden muss.
"Keine Wachstumsgeschichte"
Kofler, Chef und Mitbesitzer von Premiere [14 Prozent] sieht das Unternehmen nicht als Übernahmekandidat.
Seit Premiere Ende 2005 die exklusiven Übertragungsrechte für die deutsche Fußball-Bundesliga an den neuen Konkurrenten Arena verloren hatte, wird der Bezahlsender als Übernahmekandidat gehandelt. Analysten fürchteten zudem einen Rückgang der Abonnentenzahl um 30 bis 35 Prozent.
"Es ist keine Wachstumsgeschichte in diesem Jahr, aber das Geschäft hat sich bislang um einiges solider gezeigt als so manch ein Experte angenommen hat", sagte Kofler.
(futurezone | Reuters | dpa)