Frontalangriff der Anklage im MicrosoftProzess
Der erste Tag im wieder aufgenommenen Kartellverfahren gegen Microsoft stand ganz im Zeichen eines Frontalangriffs der Anklage gegen den Hauptzeugen von Microsoft.
Als "verwirrt, blauäugig und lächerlich" - bezeichnete Franklin Fisher, Zeuge der Anklage, die Aussagen seines Kollegen Richard Schmalensee, ebenfalls Professor der Sloan School of Management am Massachussetts Institute of Technology.
Professor gegen Professor
Schmalensee hatte im Januar die These in den Raum gestellt, die Frage, ob Microsoft ein Monopol innehabe, wäre für die Beurteilung, ob der Redmonder Softwaregigant wettbewerbsfeindlich vorgegangen sei, schlicht irrelevant.
Zudem könne angesichts explodierender Verkaufszahlen bei Handheld-Computern - ein Markt, auf dem Microsoft nur einer unter mehreren SoftwareLieferanten ist - von einem Monopol keine Rede mehr sein.
Wer Schmalensee ist
Richard Schmalensee wurde 1998 zum Dekan der Sloan School of
Management am MIT berufen. Er hält folgende offizielle Titel:
Was Fisher macht
Franklin M. Fisher, der das MIT verlässt, trat zuletzt als Autor
wirtschaftswissenschaftlicher Essays in Sachen "Antitrust and
Regulation" in Erscheinung
Gates liefert Argumente für Anklage
Fisher bescheinigte seinem ehemaligen Studenten Schmalensee "fehlendes systematisches Denken" und demontierte das Argument mit einem längeren Bill-Gates-Zitat.
In einem Artikel für Newsweek hatte Gates geschrieben, er verwette das Schicksal seiner Firma darauf, dass der PC-Markt auch in Zukunft dominieren werde. Handhelds wie den Palm Pilot sehe er keineswegs als Bedrohung an.
So geht es weiter
Schlüsselzeuge der Regierung in dem Prozeß vor einem US-Bundesgericht unter dem Vorsitz von Richter Thomas Penfield Jackson soll IBM-Manager Garry Norris sein. Er hatte schriftlich ausgesagt, daß Microsoft seinem Konzern höhere Preise für Windows berechnete, weil sich IBM geweigert hatte, auf das Anbieten des konkurrierenden Betriebssystems OS/2 zu verzichten. Als dritter Zeuge des Justizministeriums ist der Informatikprofessor Edward Felten von der Universität Princeton im US-Bundesstaat New Jersey geladen.