Piratenradio, Bildersturm, Handy-Propaganda
Der Irak-Krieg wird von den US-Militärs auch vor Ort mit einer ganzen Reihe von Propaganda-Maßnahmen geführt.
Neben der Demontage von Saddam-Hussein-Bildern in den bislang schon besetzten Gebieten, die TV-gerecht immer von US-Soldaten gemeinsam mit Irakern durchgeführt werden, betreiben die Militärs auch eine Handy-Kampagne und mobile Radiosender.
Ganz gezielt wurden und werden angeblich einflussreiche Militär-Kommandeure sowie Führungsmitglieder der Regierungspartei mit einer Handy-Kampagne zur Aufgabe gedrängt. Immer wieder erhielten Sie Anrufe sowohl von Mitarbeitern des US-Militärs als auch von im Ausland lebenden Verwandten, die sie aufforderten, "ihr Leben nicht für ein sterbendes Regime zu opfern".
Die - von Bagdad allerdings bestrittene - Kapitulation der 51. irakischen Infanteriedivision mit 8.000 Mann wurde auch von diesen so genannten "Psy-Ops", die für die Propaganda zuständig sind, als ihr Werk gefeiert.
An irakische Funktionäre wurden bereits Anfang Jänner E-Mails mit Appellen zur Aufgabe und mit der Aufforderung zum Sturz von Staatschef Saddam Hussein geschickt - damals ohne erkennbare Wirkung.
E-Mails als Waffe gegen den IrakDer Krieg an der Propagandafront wird für die US-Armee im Gegensatz zum zweiten Golfkrieg nicht aus einer völlig dominanten Position ausgetragen:
Der digitale PropagandakriegSendungen über Verschwendungssucht
Derzeit überfliegen auch als fliegende Radiostationen umgebaute Hercules-Maschinen die irakischen Truppenverbände und strahlen nach offizieller US-Darstellung Sendungen "über die Verschwendungssucht der Saddam-Söhne Udai und Kusai" aus.
Ein deutscher Friedensaktivist, der sich momentan in Bagdad aufhält, beschreibt dieses Radioprogramm gegenüber dem "Spiegel" als "Piratensender".
Dieser würde "sehr viel amerikanische Popmusik" und teilweise "orientalische Klänge und arabische Kommentare" ausstrahlen. "Das vermittelt sehr wenig," fasst er seine Eindrücke zusammen.
Allein von Freitag auf Samstag wurden zudem zwei Millionen Flugblätter mit Aufforderungen und "Anleitungen" zur Kapitulation abgeworfen. Die vom Centcom konzipierten Flugblätter, die auch Online zu Betrachen sind, weisen allerdings teilweise auffällige Merkwürdigkeiten auf:
Iraker mit ÖlfassSeitenaufbau in 20 Minuten
Der Friedensaktivist berichtet weiter, dass es seit drei Tagen unmöglich ist, von Bagdad aus im Ausland anzurufen. Umgekehrt kämen Verbindungen nur zustande, wenn sich der Anrufer "die Finger wund wählt".
Derzeit gäbe es noch ein Internetcafe, das allerdings erheblich verkürzte Öffnungszeiten habe. Ein Seitenaufruf dauere von hier aus außerdem bis zu 20 Minuten, dazu kämen immer häufiger Stromausfälle.
Der "letzte Blogger aus Bagdad" hat sich zuletzt Freitag mit einem kurzen Stimmungsbericht gemeldet. Dazu gibt "Salam Pax" einen lapidaren Kommentar zu den Spekulation über seine Authentizität¿ - seit Kriegsbeginn wird der Blogg in zahllosen Online-Medien immer wieder erwähnt, was offensichtlich zu einer wahren E-Mail-Flut an "Salam Pax" geführt hat.
Seit September des Vorjahres führt "Salam Pax" einen Weblog direkt aus Bagdad.
Der letzte Weblog aus Bagdad