Auch das US-Militär kämpft gegen Spam
Die 5.500 Soldaten an Bord des Flugzeugträgers "USS Abraham Lincoln" im persischen Golf dürfen täglich eine halbe Stunde ins Internet gehen, um Kontakte zu pflegen.
Doch neben den Nachrichten von Familie und Freunden landen auch massenhaft unerwünschte Werbemails in den Postfächern der Soldaten.
"Spam ist schlimm genug, wenn man in den USA an einer High-Speed-Connection hängt," erklärt Enrique Salem, Chef des Anti-Spam-Software-Herstellers Brightmail. "Aber es ist noch wesentlich mühsamer, wenn man mitten in einem Krieg steckt."
Selbst unter Einsatz der besten Filtersoftware hat es aber auch das Militär bisher nicht geschafft, den aufdringlichen Werbemüll von den wichtigen Nachrichten zu trennen.
Die Abraham Lincoln
Die kleine Internet Lounge auf der Abraham Lincoln ist 24 Stunden am Tag gut besucht. Auf einem Schild im sonst kargen Raum ist zu lesen, dass essen, trinken und das Liegenlassen von Müll untersagt ist.
Weiters ist es auch verboten, den Computer für finanzielle Angelegenheiten, Glücksspiele, religiöse oder politische Aktivitäten, Pornografie, Piraterie und zum Versand von Spam zu benutzen.
USS Abraham LincolnEinheiten müssen Netze selbst absichern
Bereits vor einigen Jahren hat das Verteidigungsministerium Richtlinien für die Streitkräfte erlassen, die besagen, dass unnötige Kommunikation oder jeder andere Missbrauch der militärischen Bandbreite vermieden werden muss. Auch technische Standards für die Filterung von Spam wurden festgelegt.
Die Army, Navy, Air Force, Marines und Coast Guard sind jedoch selbst für den Aufbau und die Wartung der Filter und Firewalls in ihren Netzwerken zuständig. Indem der Spam blockiert wird, können diese Barrieren ein Verlangsamen oder den Zusammenbruch der Netzwerke verhindern.
"Wir sagen ihnen nicht, welche Programme sie kaufen sollen," erklärt Pentagon-Sprecher Gary Keck. "Was immer sie tun ist in Ordnung, solange es nur funktioniert."
Patriotischer Spam
Die Spam-Verteiler versuchen im Moment zusätzlich die patriotische Stimmung in den USA auszunutzen.
Einige Beispiele haben es so schon zu zweifelhafter Popularität gebracht. So etwa ein Mail mit dem Betreff "Support America", das T-Shirts an den Mann bringen will oder ein anderes mit dem reißerischen Betreff "Iraqi peasant crashed in an American helicopter", das auf eine Pornoseite locken will.
Spamflut kaum aufzuhaltenAir Force nutzt Standard-Software
Welche Produkte genau im Einsatz sind, wollen die Militärs aus Angst vor potenziellen Angreifern nicht erörtern.
Doch die Air Force verrät zumindest, dass sie mit herkömmlicher Filter- und Firewall-Software aus dem Handel arbeiten. Auch versuchen sie die Nennung ihrer Proxys und Domain Name Server Addressen in öffentlichen Verzeichnissen weitgehend zu verhindern.
"Wenn die Soldaten im persischen Golf die E-Mails von unserem Server abrufen, ist die Chance zugespammt zu werden ohne Zweifel wesentlich kleiner, als würde man Hotmail oder Yahoo verwenden," sagt Air-Force-Sprecherin Stephanie Holcombe.
"Jeder muss irgendwie mit der Werbeflut zurecht zu kommen, auch das Militär," bestätigt auch Karl Jacob, Chef des Anti-Spam-Software-Herstellers Cloudmark. "Im letzten Monate stiegen die Verkäufe unserer Software SpamNet allein durch '.mil'-Nutzer um über 20 Prozent."
US-Mailwellen an Iraker
Doch obwohl das Militär die Werbemails nicht in seinem Netzwerk
haben will, hat es anscheinend doch Gefallen daran gefunden. In
einer großen E-Mail-Aktion der USA sind irakische Regierungs- und
Militärvertreter aufgefordert worden, dem irakischen Präsidenten
Saddam Hussein die Gefolgschaft zu verweigern.