Prosper: Die Peer-to-Peer-Bank
In den USA können Kunden Geld nicht nur bei einer Bank leihen, sondern auch bei Privatleuten. Die P2P-Bank Prosper vermittelt online potenzielle Geldgeber, berichtet "matrix" um 22.30 Uhr in Ö1.
Ein MacBook Pro mit 17-Zoll-Bildschirm für nur 79 Dollar pro Monat: Derartige Darlehensfinanzierungen gehören in den USA nicht nur beim Computerhersteller Apple zum Alltag.
Kräftige Zinssätze bei der Apple-Bank
Kunden bekommen beim Kauf ihres Computers eine zusätzliche Kreditkarte frei Haus - und dürfen dann Monat für Monat kräftig draufzahlen. Die aktuellen Zinssätze der Apple-Kredite liegen zwischen rund 14 und 23 Prozent.
Mark Nelson glaubt, dass das zu viel ist. Der freischaffende Apple-Händler vermittelt seinen Kunden Kredite bei der Online-Plattform Prosper.com. Nutzer mit hoher Kreditwürdigkeit bekommen dort Darlehen bereits ab acht Prozent.
Nelson betreibt unter Maclenders.com eine eigene Website, die Apple-Nutzer mit dem P2P-Finanzierungsmodell vertraut machen soll.
Wie eBay nur Vermittler
Prosper ist keine klassische Bank. Die Firma setzt stattdessen auf eine Art Peer-to-Peer-Kreditwesen. "Normalerweise leihen sich Menschen Geld von ihrer Bank oder ihrem Kreditkartenanbieter", erklärt Nelson. "Bei Prosper bekommen sie diese Kredite von ganz normalen Menschen, die ihr Geld sonst ihrerseits zur Bank bringen würden."
Die Plattform fungiert dabei ähnliche wie eBay nur als Vermittler und Vertrauensinstanz. Die Identität der Nutzer wird überprüft und der Zahlungsverkehr zwischen Geldgebern und Kreditsuchenden organisiert. Doch das Risiko für die Kredite übernehmen die Nutzer letztendlich selbst.
Dem Erfolg der Firma hat das bisher keinen Abbruch getan. Prosper startete im Februar dieses Jahres und hat seitdem mehr als 100.000 Nutzer für sich gewonnen. Insgesamt wurden bisher Kredite über rund 23 Millionen Dollar vermittelt.
Harte finanzielle Schicksalsschläge
Marc Nelson hat selbst eine Reihe derartiger Darlehen finanziert. Dabei hat er sich mittlerweile eine ganze Reihe von Kriterien zugelegt, um die Seriosität anderer Nutzer einzuschätzen.
Am wichtigsten sind dabei für ihn die Daten zur Kreditwürdigkeit der Nutzer, die Prosper von Finanzinstitutionen bezieht. "Man lernt mehr über jemanden an Hand seines bisherigen Verhaltens als an Hand seiner Aussagen über seine Zukunftspläne", glaubt er.
Gleichzeitig ist Prosper laut Nelson viel persönlicher als traditionelle Investitionsformen. Tatsächlich finden sich auf Prosper zahlreiche Kreditgesuche, die eher an Lebensgeschichten als an Bankformulare erinnern. Einige Nutzer berichten dort auch von harten finanziellen Schicksalsschlägen. Nelson dazu: "Prosper ist für viele Leute eine letzte Chance, nicht Bankrott anmelden zu müssen."
Heute um 22.30 Uhr im Ö1-Magazin "matrix"
Janko Röttgers berichtet aus Kalifornien von der P2P-Bank Prosper.com.
(Janko Röttgers)