Siemens-Vorstände werden belastet

skandal
16.12.2006

Ehemaligen Vorstandsmitgliedern des deutschen Siemens-Konzerns wird vorgeworfen, schon lange über dubiose Geldzahlungen Bescheid gewusst zu haben.

In der Affäre um schwarze Kassen bei Siemens sollen ein Ex-Finanzchef und ein ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender frühzeitig von dubiosen Geldströmen erfahren haben. Das berichtet das Münchner Nachrichtenmagazin "Focus" in seiner neuen Ausgabe.

Mysteriöser Todesfall

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe beiden spätestens 2004 in einem Management Letter über fragwürdige Vorgänge informiert. Wie der "Focus" weiter schreibt, sei ein langjähriger Vertriebsmitarbeiter der Siemens-Kommunikationssparte im November bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Die Polizei sehe Anhaltspunkte für einen Selbstmord. Das Opfer hätten "sowohl ein Zeuge als auch Unterlagen im Verfahren um schwarze Kassen unlängst belastet".

"Jeder wusste, was da läuft"

Wie die Berliner Tageszeitung "Der Tagesspiegel" [Samstag-Ausgabe] berichtet, beschuldige der Leiter des Rechnungswesens der Kommunikationssparte Com seine Vorgesetzten bei Siemens. Dessen Anwalt Steffen Ufer sagte dem Blatt, es gehe vor allem um einen früheren Com-Bereichsvorstand, doch habe auch der Zentralvorstand fragwürdige Praktiken gebilligt. "Ab einem gewissen Level wusste jeder, was da läuft", wird der Anwalt zitiert.

Dieser sehe daher auch den Verdacht der Untreue zum Schaden von Siemens, wie ihn die Staatsanwaltschaft verfolge, als nicht stichhaltig an. Der inhaftierte Chefbuchhalter solle in der nächsten Woche nach weiteren Aussagen gegen Auflagen freikommen.

Die Korruptionsaffäre erschüttert Siemens in seinen Grundfesten. Fünf beschuldigte Spitzenmanager sitzen in getrennter Haft. Vertreter der Kleinaktionäre wollen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld zur Verantwortung ziehen.

Rückendeckung für Pierer

Ex-Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer erhält inzwischen laut der Online-Tageszeitung Netzzeitung Rückendeckung von unerwarteter Seite. Der Vorsitzende von Transparency International [TI] Deutschland, Hansjörg Elshorst, halte es für unwahrscheinlich, dass Pierer von den Machenschaften in seinem Unternehmen gewusst habe.

"Pierer war einer derjenigen, die an oberster Spitze aktiv mitgewirkt haben, dass das Instrumentarium gegen die Korruption verschärft worden ist, da hat er sich Ende der 90er Jahre große Verdienste erworben", sagte Elshorst der Netzzeitung. Erst in der vergangenen Woche hatte TI mitgeteilt, dass Siemens dem Wunsch der Organisation nach Austritt nachgekommen und ab sofort kein Mitglied mehr sei.

(APA | AFP | dpa)