06.06.1999

WER BASTELT MIT

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Gameboys auffrisiert

Als der Gameboy 1989 veröffentlicht wurde, konnte noch niemand ahnen, daß das handgrosse Gerät einmal die erfolgreichste Spielkonsole der Welt werden würde. Nintendo, eine ehemalige Spielkarten-Firma aus Japan, sicherte sich damit für einige Jahre die absolute Marktführerschaft am Videospielmarkt. Alle Versuche, dem Gameboy mit Geräten wie Game Gear oder Atari Lynx Konkurrenz zu machen, scheiterten kläglich.

Zu Zeiten von 64Bit Spielkonsolen und MMX-PCs ist ein solches kleines transportables Ding für Spielinteressierte jedoch nicht mehr wirklich konkurrenzfähig. Und trotzdem, meint der Österreicher Christoph Kummerer, handelt es sich dabei um einen ganz passablen Computer. Nur zum Spielen verwendet man ihn halt nicht mehr.

Acht Bit Interface

Manchen dient das Gerät mittlerweile als Steuerzentrale eines fahrbaren Roboters, als medizinisches Analysegerät oder als Interface eines MP3-Walkman. Die Grenzen der Experimente sind nur durch die Phantasie gegeben - und durch die etwas eingeschränkte Hardware.

"Am Gameboy ist alles 8Bit. Da kann es schon zur mühsamen Arbeit ausarten, alles zu optimieren. Es gibt physikalische Speichergrenzen", erzählt der österreichische GameboyBastler Christoph Kummerer. Er hat seine Gameboys zu elektronischen Musikinstrumenten umprogrammiert. Der Soundchip des Gameboy kann immerhin 4stimmig Klänge erzeugen, und wenn man dann noch mehrere Geräte zusammenhängt, läßt sich damit bereits einiges anstellen, wie man vor kurzem im Wiener Lokal Flex hören konnte.

Mit dem Gameboy ins Internet

Die Kommunikation der GameboyBastler untereinander findet hauptsächlich, wie könnte es anders sein, im Internet statt. Auf diversen Sites kann man die verschiedenen Projekte und die zum Abspielen nötigen Emulatoren downloaden und gleich selbst testen. Und über Experimente mit dem Netz wird dort natürlich auch nachgedacht.

"Naja, man könnte mit einem Computer als Gateway, an dem wir die serielle Schnittstelle vom Gameboy anhängen, vielleicht einen TCP/IP stack schaffen. Das läuft noch nicht richtig am Gameboy, ist aber unterwegs. Heute kann man schon nachschauen, ob pop mail da ist."

Man nehme

Im Internet bekommt man auch die diversen Entwicklungssysteme, basierend auf der Programmiersprache Assembler, mit deren Hilfe man Software für den Gameboy schreiben kann. Diese werden immer mehr auch von kommerziellen GameboyEntwicklern verwendet, weil sie im Vergleich zu offiziellen Development Kits ähnlich viel leisten, allerdings zu einem wesentlich besseren Preis.

Nicht so versierte Programmierer können auch den Gameboy BASIC Interpreter verwenden. Christoph Kummerer: "Abspielen kann man die erstellten Programme am Gameboy mit einer eher für den Raubkopiermarkt erstellten Cartridge einer Firma aus Hongkong. Die ist mit einer flashrom ausgestattet und kann damit elektronisch speichern und auch wiederbeschrieben werden. Und dann braucht man noch einen Adapter für den PC und Software."

Nintendo not amused

Nintendo hat sein erfolgreichstes Spielgerät in den letzten Jahren selbst auch schon einige Male aufgerüstet und umgebaut: Seit 1996 gibt es eine PocketVersion, also ein größenmäßig noch reduzierteres Gerät, und letztes Jahr brachte die Firma eine Cartridge mit DigitalkameraAufsatz, einen Drucker und einen Gameboy mit Farbdisplay heraus.

Mit den bastelnden HobbyEntwicklern hat der VideospielGigant jedoch seine Probleme. Christoph Kummerer: "Die haben Angst, daß ihnen Lizenzgebühren entgehen. Emulatoren sind nach Ansicht der Firma Nintendo etwas illegales, weil sie Raubkopien ermöglichen. Flashrom Cartridges klarerweise erst recht."