© Reuters/Gleb Garanich, Ukrainisches Geld

Ukraine: Wählerstimmen im Internet verkauft

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12.01.2010

In der Ukraine bieten frustrierte Wähler, die den Glauben an die Demokratie verloren haben, ihre Stimme für die Präsidentenwahl am Sonntag auf einer Website zum Verkauf an. Der Stimmenverkauf sei Ausdruck von Enttäuschung, so ein Politikexperte.

Die Ukraine wählt am Sonntag einen neuen Präsidenten. Insgesamt 18 Bewerber ringen um das Amt, zwei davon haben tatsächlich eine Chance: Regierungschefin Julia Timoschenko und Oppositionsführer Viktor Janukowitsch. Eine Stichwahl zwischen den beiden am 7. Februar gilt als wahrscheinlich.

Doch nicht alle ukrainischen Bürger interessieren sich gleichermaßen für die Wahl. Manche bieten ihre Stimme für Geld im Internet an. Auf der Website Prodaygolos.com.ua werden Angebote zwischen 300 und 500 ukrainischen Hrywnjas (etwa 26 bis 43 Euro) aufgelistet.

Angebote per E-Mail oder Telefon

"Ich glaube nicht an unsere Demokratie, und daher verkaufe ich meine Stimme bei der Wahl", schrieb ein Ukrainer aus Lwiw auf der Website. Die Anbieter der Wählerstimmen können von Interessenten via E-Mail-Adresse oder Kontakttelefonnummer erreicht werden.

Ein 25-jähriger Bauarbeiter aus Kiew erklärte der Agentur Reuters per Telefon, dass er bereits mehrere Angebote vorliegen habe und sich nur noch entscheiden müsse.

Verkauf offenbar nicht strafbar

Der Politikanalyst Wolodimir Fesjenko sieht im Online-Verkauf von Wählerstimmen ein Abbild der Entäuschung in der Bevölkerung sowie eine zunehmend zynische Haltung der Wähler gegenüber Politikern im Land.

Der ukrainische Staatssicherheitsdienst wollte zu den Verkaufsangeboten im Internet keine Stellung beziehen. Eine Vertreterin der offiziellen Wahlkommission erklärte jedoch, dass der Kauf von Wählerstimmen illegal sei und auch strafrechtlich verfolgt werden könne. Der Verkauf von Stimmen scheint allerdings nicht strafbar zu sein.

(Reuters/futurezone)