Erschreckende Funkstille in Haiti
Auch Tage nach dem Erdbeben herrscht in Haiti nahezu Funkstille im Äther. Erschreckend wenige Meldungen von Funkamateuren im Katastrophengebiet erreichten bisher die Außenwelt. Am Freitag trafen erste Teams von Funkamateuren aus aller Welt ein, um in Haiti ein Notfunknetz einzurichten.
"Alle Radioamateure sind aufgefordert, die Frequenzen 14,300 MHz, 14,265, 7,045, 7,265 und 3,977 MHz" freizuhalten, heißt es auf der Website der International Amateur Radio Union.
Auf diesen Frequenzen wurden am Mittwoch die ersten Kommunikationsverbindungen auf Kurzwelle mit Haiti hergestellt. Die erste Station, mit der Funkamateure aus den USA in Kontakt treten konnten, betreibt Father John Henault mit dem Rufzeichen HH6JH in Port-au-Prince.
Father John berichtete, dass er und die Seinen wohlauf seien, aber wie alle anderen Haitianer weder Telefon- noch Stromversorgung hätten. Den Strom für den Funk bezog der Geistliche aus einer Autobatterie. Er hoffe, kam noch durch, dass er den Stromgenerator anwerfen könne, dann riss der Kontakt zur Welt außerhalb des Katastrophengebiets ab.
Erschreckend wenig Funkverkehr
Der Schweizer Funkamateur Pierre Petry (HH2/HB9AMO), der in Cap Haitien für das Welternährungsprogramm der UNO arbeitet, konnte ebenfalls einen kurzen Bericht absetzen, wie auch Jean-Robert Gaillard (HH2JR). Von diesem Gespräch ist sogar eine MP3-Aufzeichnung vorhanden (siehe Links).
In den ersten 48 Stunden nach dem Beben waren von etwa zwei Dutzend Funkamateuren aus Haiti und ebenso vielen dort stationierten ausländischen Funkern von Hilfsorganisationen nicht mehr als die drei genannten "on the air". Das ist kein gutes Zeichen, denn gerade die Kurzwellen-"Operators" rund um die Welt sind speziell dafür ausgebildet, genau in solchen Katastrophenfällen Notfunkdienste aufzuziehen.
Einfliegende Hilfstruppen
Das Intercontinental Assistance and Traffic Net der Funkamateure wurde eigens für solche Katastrophen geschaffen, und darüber wird nun Hilfe für Haiti organisiert.
In den Morgenstunden brach ein Team von Funkamateuren aus der benachbarten Dominikanischen Republik nach Haiti auf. Das Team hoffte, am Freitagabend "QRV", also sendebereit, zu sein. Die Station wird das Rufzeichen HI8RCD/HH benützen.
Die Link-Liste wurde von den Studenten des Studiengangs Journalismus und Medienmanagement der FH Wien zusammengestellt.
In der Nacht brach eine Hilfstruppe aus Südafrika auf, für die Kommunikation zuständig ist der Amateur Radio Wing unter der Leitung von ZS5POL, Saleem Sayed. Neben der Amateurfunkausrüstung verfügt man auch über Satellitentelefone. Die Gruppe hoffte ebenfalls, am Freitagabend senden zu können.
