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Die wunderbare App-Vermehrung

NETZTEILE
23.01.2010

Selig, die geben und doch nichts dafür verlangen. Der App-Store von Apple hat sich zu Vermehrungsmaschine für kostenlose und billigste Programme gemausert. Die Zukunft des E-Commerce sieht damit ungefähr so aus wie eine Diskettenkopierstation für DOS-Shareware aus dem Jahr 1991.

Wie es mit dem Wühltisch für Smartphone-Anwendungen bei Apple weitergeht, das kann man nur ahnen. Ein paar Details stehen noch in den Wolken, aber klar ist: Alles muss raus, zu 1.99, 0.99 oder sogar kostenlos. Gemein ist nur, dass alle sagen: Ja, da muss alles raus, das Ding kaufen wir leer. Und dann stellen alle fest: Dieser App-Store ist schlimmer als das Brotwunder im Neuen Testament. Ständig schiebt Apple wieder etwas nach. Oder noch schlimmer: Manche Programme sind nur kopiert zu haben.

In solchen Fällen hilft uns unser Glaube. Wir wissen weder aus dem Markus- noch aus dem Johannes-Evangelium, ob der ein oder andere Jünger nicht doch irgendwann über "jeden Tag Brot, Fisch und Wein" gejammert hat und doch lieber zum Baal überlief. Wo es noch richtige Orgien mit mehrgängigen Menüs gegeben haben soll. Und Schnaps.

Aber wir wissen: Apple besitzt das Brotmonopol. 94 Prozent aller geladenen Applikationen für das Telefon kommen von nicht ungefähr daher. Und unter ihnen sind unverzichtbare Kontrolltools für den Telefonierer von heute. Gut, manche darf man erst ab 17 laden, nur um sie dann wegzuwerfen, und manche sind schon wieder so saublöd, dass sie als Download-Gesamtkunstwerk durchgehen.

Aber im Wesentlichen sind wir froh, dass der App-Store uns alle aus der Finanzkrise holt. Für eine Münze pro Klick. Meine Tante Ortrud hat deshalb auch beschlossen, in das Business einzusteigen, hat ihren Enkel zu einem Winterurlaub bei ihr in Imst verdonnert und gibt ihm nun Anweisungen, was er zusammenschrauben und für 19.99 auf den Store knallen soll.

Eine Random-Socken-Applikation, damit sich Onkel Erich jeden Morgen die Frage sparen kann, ob er die roten oder die schwarzen anziehen soll. Der Renner in Imst für Sommer 2010: Wosis™ für den gepflegten Überblick, wie die Touristenströme in Echtzeit unterwegs sind (inklusive Imst 2.0-community Updates, versteht sich) und natürlich: Ortruder™ , das lustige First Person Shopping Game mit den Levels "Bäcker", "Fleischhauer" und "Wochenmarkt extreme".

Jesus, der Hammer.

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(Harald Taglinger)