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Verdreckbesserung mit Software

NETZTEILE
13.02.2010

Mit jedem Update soll Software besser werden. Soll. Aber manche Dinge vergoogeln sich ein wenig beim Microsoften. Wenn die Konsumenten das mitbekommen würden, wäre verdammt schnell Schluss mit dem ganzen Buzz. Und das will ja schließlich keiner.

"Buzz" bedeutet als Substantiv so viel wie "Stimmengewirr", es kann aber auch als "heiß diskutiert" übersetzt werden. Übrigens bedeutet es auf Finnisch "pöristä" (als Substantiv), aber das war ja klar. Wir alle benutzen dieses Service. Und genau von den gleichen Machern stammt jetzt auch Buzz, das uns nach der anderen Verdreckbesserung Wave ein weiteres Service rund um E-Mails via Gmail an die Maus hängt.

Einen "Buzz" muss man sich so vorstellen. Du rennst durch die Welt und sagst dir: "Boh, jetzt ist gleich Wochenende. Das muss ich allen mitteilen." Und das tust du auch - via E-Mail an alle - und die finden dann den Buzz, auf den sie antworten können. Zum Beispiel mit "Der Hammer, oder?". Und das landet in deiner Inbox.

Richtig, in DEINER Inbox.

Und weil du schon mühevoll die Spams und die Google-Alerts von wirklich wichtigen Mails trennen musst, hast du jetzt noch mehr zu tun. Und das wirst du allen mit einem Buzz mitteilen: "Heast, ich hab jetzt echt viel zu tun." Rate mal, was dann bald in deiner Inbox herumlungert?

Nein, es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass alles immer besser werde. Dazu ist die Welt nicht gemacht und schon gar nicht die Welt der IT. Alles muss schneller, höher, wertiger werden, es geht um Umsatz und Nutzerzahlen. Aber verbessern muss sich deshalb Software oder ein Service noch lange nicht.

Da kam vor drei Jahren ein Telefon auf den Markt, das endlich ein vernünftiger mobiler Computer zu sein schien. Und dann kann das Ding nicht einmal zwei Dinge gleichzeitig. Und sein neuer, flacher Kumpel kann das und vieles andere auch nicht.

Vermutlich wird der neue Slogan für das Ding lauten: "Still not finalized at an unbelievable price." Aber das ist auch kein Problem, der direkte Konkurrent geht ja sogar einen Schritt zurück. Streng nach dem Motto: "Wenn der Blinde lahmt, kann das der Lahme einfach nicht mitansehen."

Und Microsoft mag sich als noch so innovativ bezeichnen. Mit Office 2010 erwartet uns mehr vom Gleichen. "Jetzt mit mehr Ribbon" muss da schon als Sensation herhalten.

Aber warum immer noch mindestens vier verschiedene Programme daherkommen müssen, wo eines reichen würde, das einfach meine Oberfläche für Büroarbeiten wäre, das kann mir bis heute keiner sagen. Also kopieren wir weiterhin fleißig zwischen PowerPoint, Excel, Word und Outlook hin und her und ärgern uns, dass dann die Daten nicht mehr gleich aussehen. Immerhin, man arbeitet gerade daran, einen 17 Jahre alten Bug per Update zu eliminieren. Das lässt ja auf eine Verbesserung in Office 2034 hoffen.

In der Zwischenzeit finden wir uns einfach damit ab, dass alles neuer, aber nicht besser wird. Wir sind sogar glücklich über tolle neue Sachen von Facebook. Man wird mit der Zeit bescheiden.

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(Harald Taglinger)