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Der Trend geht zum Gerät ohne Nutzer

NETZTEILE
20.02.2010

Über 4,5 Milliarden User auf diesem Planeten haben ein Handy. Diese Handys gehen leider irgendwann kaputt. Und damit ist die Menschheit der neuen Generation von Smartphones wehrlos ausgesetzt.

Eigentlich müssten Marketing-Manager von Handyherstellern und Netzbetreibern diese Woche zufrieden in Barcelona durch die Messehallen gegangen sein. Zwei von drei Menschen auf der Welt besitzen ein Handy, das sie anklingelt und dann merkwürdige Dinge tut, wenn man die grüne Taste drückt und "Hallo" sagt. Theoretisch reden jetzt so viele Menschen mobil miteinander wie noch nie in der Geschichte dieser Welt.

Das kann doch nur schiefgehen.

Vor allem, wenn man diese Menschheit mit der neuen Generation von Smartphones beglückt, die jetzt noch wirrer zu bedienen ist, frei nach dem Motto: "Jetzt mit noch mehr Funktionen, die die Oma erst gar nicht zu verstehen versuchen sollte." Der musikalisch interessanteste Schrei der Verzweiflung entfährt einem bei Multitouchscreens, die man nicht einmal mehr berühren muss. Obwohl, das mit 3-D geht ja sogar ohne Brille. Aber dennoch nett, wenn sich so ein Telefon überhaupt noch die Mühe macht, seinen Besitzer ab und zu in die Benutzung miteinzubeziehen.

Der Trend geht eh zum Gerät ohne Nutzer.

Besser telefonieren war gestern, heute siegt der Zusatznutzen ohne Zusatznutzer. Passt alles in den App Store, den wieder irgendjemand aufmacht. Telefone ersetzen die Stereoanlage, den Fernseher, die Landkarte, das Büro, den Freundeskreis, sogar ein Abenteuerspielplatz. Nur leider ist der Empfang von stinknormalen Telefongesprächen schlechter geworden. Aber man muss ja nicht immer reden.

Wichtig ist doch, dass der Dreikampf zwischen Google Nexus, den neuen Windows Mobiles und dem sattsam bekannten iPhone so richtig aufkocht. Aber so, dass man am Schluss schon mit der simplen Frage "Mit welchem von den dreien würdest Du telefonieren, wenn Du Empfang hättest und die Batterie nicht schon wieder leer wäre" eine grandiose Wirtshausschlägerei nach der anderen auslöst. Darum geht es doch.

Ach ja, das verbliebene Drittel der Menschheit hat nicht viel zu sagen. Kein Netz, kein Vertrag, nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Darum kümmern sich wenige in Barcelona. Reden wir nicht darüber.

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(Harald Taglinger)