Bericht: Russland sucht neue Wege ins Netz
Russland will nach Ansicht finnischer Experten seinen Internet-Datenverkehr künftig über die Route der geplanten Ostsee-Erdgaspipeline Nord Stream umleiten. Unter anderem könnte Moskau damit die Spionageeinrichtungen des schwedischen Geheimdienstes umgehen.
Der Chef der finnischen Internet-Anbieterplattform Ficix, Jorma Mellin, schätzt, dass rund die Hälfte des gesamten russischen Internet-Verkehrs ins Ausland derzeit über Finnland und Schweden läuft. Durch die Verlegung eines Breitbandkabels entlang von Nordstream könnte Russland nicht nur die Kabelgebühren bei den finnischen Anbietern einsparen, sondern auch der Datenüberwachung durch die schwedischen Sicherheitsbehörden umgehen.
Der Sprecher des in der Schweiz ansässigen Pipeline-Konsortium Nord Stream, Sebastian Sass, sagte gegenüber der finnischen Nachrichtenagentur STT, Nord Stream habe keine derartigen Pläne und keine entsprechenden Angebote erhalten. Sass räumte jedoch ein, dass es "eigene Prozesse" außerhalb der eigentlichen Erdgasleitung geben könnte, auch wenn zumindest im Augenblick nichts Derartiges im Gang sei.
Spionage verhindert
Seit dem Inkrafttreten des auch als Abhorchgesetz bekannten schwedischen "FRA-Gesetzes" im vergangenen Jahr dürfen schwedische Ermittler auch auf den finnischen und russischen Datenverkehr zugreifen, insoweit er physikalisch über Schweden stattfindet. Laut Anbietervertreter Mellin würde die Umleitung des russischen Datenverkehrs für Finnland ein Sicherheitsrisiko mit sich bringen, da Moskau dann kein eigenes Interesse mehr hätte, auch finnische Infrastruktur vor Cyberkriminellen zu schützen.
Das Problem ist laut STT auch der finnischen Armee zumindest bewusst. Armeesprecher Eero Karhuvaara bezeichnete die möglichen Pläne Russlands zur Datenumleitung als "interessant aber nicht besonders bedrohlich".
(APA)