© General Atomics, Predator-Drohne

Die neue Generation von Kampfdrohnen

VOM KRIEGE
05.03.2010

Die US-Militärs sind dabei, ihre Drohnenflotte völlig umzustellen. Unbemannte Fluggeräte in "Hunter/Killer"-Missionen sowie für Aufklärung werden mit Jetantrieb in großen Höhen operieren. Die Entwicklung tief fliegender Hubschrauber-"Gunships" mit multipler Raketenbestückung wurde gerade eingestellt.

Ende Jänner strich das US-Verteidigungsministerium auch die letzte noch verbliebene Drohnenklasse aus dem 2003 angelaufenen und 2009 gestoppten Modernisierungsprogramm "Future Combat Systems".

Die zweite Generation von Drohnen, die gerade im Einsatz ist, erwies sich als den Bedürfnissen der Militärs insgesamt nicht entsprechend. Man hatte zu sehr auf Maschinen vom Typ "Hunter/Killer" gesetzt, also auf jene "Reaper"- und "Predator"-Drohnen, die vor allem in Afghanistan zu trauriger Berühmtheit gelangten, weil ihre Einsätze fast immer viele zivile Opfer zur Folge haben.

Dazu wird ein Wildwuchs aus parallel eingeführten, hochproprietären Systemen von kleineren Mittelklassedrohnen durch Mehrzweckfluggeräte der neuen Generation ersetzt.

Feuerleitzentrale

Die schwer bewaffneten, unbemannten Kampfhubschrauber vom Typ MQ-8B Fire Scout werden nun nicht mehr weiterentwickelt. Einsetzbar ist das Gerät nämlich ebenfalls nur als "Killer" oder als fliegende Feuerleitzentrale, bestückt ist es mit Hellfire-Raketen und zwei anderen lasergesteuerten Gefechtsfeld-Lenkwaffen. Die Weiterentwicklung letztlich gestoppt hat der Umstand, dass der bis zu 750 PS starke Motor neben der Bewaffnung nur 90 Kilo weitere Nutzlast transportieren konnte.

Die neuen Anforderungen an das Nachfolgerprogramm zur Modernisierung der US-Streitkräfte sehen nämlich andere Kombinationen von "Features" vor.

Im Irak, vor allem aber in Afghanistan hat sich gezeigt, dass die Truppen besonders bei der Versorgung vorgeschobener Posten und bei Offensiven verwundbar sind.

Auf dem Boden verursachen IEDs (Improvised Explosive Devices), also selbst gebaute Bomben, hohe Verluste, gewöhnliche Hubschrauber sind als Transportalternative nicht ständig verfügbar und mit tragbaren Luftabwehrraketen leicht anzugreifen.

ATHENA

Die aktuelle Entwicklung passt für die digitale, vernetzte Kriegsführung des ATHENA-Forschungsprogramms der iARPA, das als "top secret" eingestuft ist. Hier geht es nicht um Feuerkraft, sondern um Aufklärung für vernetzte Gefechtsfeld-Kommandozentralen (C4).

Proprietäre Welt

Ein unbemanntes, senkrecht startendes Fluggerät, das überall landen und Nutzlasten von etwa 300 Kilogramm befördern kann, entspräche den Bedürfnissen der Militärs - allerdings gibt es eine solche Drohne nicht.

Das Gros der in Einsatz befindlichen sind Propellerflieger mit zwei Tragflächen, gestartet werden sie über eigene Schleuderrampen, die Steuerung erfolgt über mitgelieferte Terminals samt Software.

All dieses Gerät ist hochproprietär, daher passt kein System zum anderen, jede Neuentwicklung kommt mit einer anderen Benutzerschnittstelle zur Steuerung daher. Da Drohnen nicht einfach zu bedienen sind und in der Regel manuell gestartet und gelandet werden müssen, schlägt sich das in hohen Verlusten am Gerät nieder.

Absturzserie

Von der britischen Armee weiß man, dass zwischen 2003 und 2007 in Afghanistan und im Irak 90 Drohnen abstürzten oder auf andere Art zerstört wurden. Von knapp 200 Predators der US Air Force, die schon im Jugoslawien-Krieg im Einsatz waren, ging über ein Drittel verloren. Nur eine Handvoll wurde abgeschossen, die meisten stürzten wegen Bedienungsfehlern ab.

Die Zukunft

2,4 Milliarden Dollar sollen in den nächsten Jahren in die Entwicklung neuer taktischer Drohnen gesteckt werden, heißt es in der Fachzeitschrift "Military Aerospace Electronics".

Ein Teil davon wird in gemischte Aufklärungs- und "Hunter/Killer"-Systeme gehen, die schwer bewaffnet mit Jetantrieb große Höhen erreichen. Der andere Teil des Geldes aber geht in die Entwicklung von Hubschrauberdrohnen, die gänzlich andere Aufgaben zu erfüllen haben.

Waffen sind dabei nicht unmittelbar beteiligt. Benötigt werden Drohnen, die sich lange in der Luft halten können und mit Kommunikationsequipment bestückt sind.

Aufgabe dieser Helikoper ist es, untereinander und mit auf dem Boden verteilten Sensoren Daten auszutauschen und weiterzuleiten, wobei unter "Sensoren" von Geräusch- und Sprengstoffdetektion bis zu Videostreams alles zu verstehen ist, was sich beobachten und messen lässt. Diese Drohnen fungieren als Teile der vernetzten Kriegsführung und sollen mit weniger Personal zu bedienen sein.

Bis jetzt ist pro Mission bei taktischen Aufklärungsdrohnen und "Hunter/Killer"-Systemen ab Klasse II, also unbemannten Flugkörpern, mehr Personal auf dem Boden im Einsatz als an Bord eines B52-Langstreckenbombers: je ein "Pilot/Navigator", ein "Bord-/Bombenschütze" sowie mehrere "Aufklärer". Letztere werten die Daten der verschiedenen Bordsensoren aus.

Mehr darüber im nächsten Teil der Serie zum Thema Drohnen und vernetzte Kriegsführung.

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(futurezone/Erich Moechel)