4.200 Jobs bei Siemens SIS fallen weg
Im Rahmen der Ausgliederung der Siemens-Software-Sparte SIS hat der Konzern den Abbau von 4.200 Arbeitsplätzen bekanntgegeben. Gewerkschafter kritisieren, das Management habe noch kein tragfähiges Konzept für das neue Unternehmen. Siemens Österreich will die Belegschaft bei einer Veranstaltung am 8. April über die Pläne des Konzerns informieren.
Von den gut 9.500 SIS-Stellen in Deutschland sollen bis Herbst 2011 rund 2.000 gestrichen werden, teilte der Konzern am Donnerstag mit.
Mit dem Schritt richtet Siemens die Sparte mit einem Jahresumsatz von zuletzt 4,7 Milliarden Euro für eine Trennung her. Bis 2012 steckt der Konzern noch gut 500 Millionen Euro in sein IT-Geschäft, um es stärker auf den einträglichen Betrieb von Rechenzentren und die Software-Integration auszurichten.
Bereits ab Herbst soll die Sparte komplett auf eigenen Beinen stehen und unabhängig vom Mutterkonzern agieren. Für die spätere Zukunft stellte Siemens erneut die Trennung von SIS in Aussicht. Die Neuausrichtung soll den Münchnern "weitere unternehmerische Optionen" für das IT-Geschäft eröffnen.
Die Mitarbeiter des Österreich-Ablegers müssen weiter auf nähere Angaben zum geplanten Jobabbau warten. Donnerstagmittag wurde der Betriebsrat grundsätzlich über die internationalen Streichungspläne des Münchner Elektronikkonzerns informiert. Am 8. April will das Österreich-Management die Belegschaft bei einer Veranstaltung in Wien über Details in Kenntnis setzen, hieß es von Siemens Österreich auf APA-Anfrage.
Weiterer Abbau von Arbeitsplätzen befürchtet
In Deutschland fallen vor allem in München, dem Großraum Nürnberg und Paderborn die Arbeitsplätze weg. Die Kosten für den Abbau, der sozialverträglich über die Bühne gehen soll, werden Kreisen zufolge auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag veranschlagt. Weltweit beschäftigt SIS derzeit noch rund 35.000 Menschen.
In Österreich sind rund 2.500 Arbeitnehmer in der Software-Sparte beschäftigt, Siemens hatte bereits im Juni 2009 die Streichung von 632 Stellen bei der heimischen Niederlassung von SIS beschlossen. Der Betriebsrat der Siemens SIS & CT befürchtet einen weiteren massiven Abbau von Arbeitsplätzen im Rahmen der Ausgliederung und hatte zuletzt Streikfreigabe beantragt.
Scharfe Kritik der Gewerkschaft
Auch deutsche Arbeitnehmervertreter haben mit scharfer Kritik auf den geplanten Abbau Tausender Stellen reagiert. Gesamtbetriebsrat und IG Metall lehnten das Konzept entschieden ab, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Donnerstag. Weiterhin gebe es kein tragfähiges wirtschaftliches Konzept für SIS. "Zudem befürchten wir, dass die aktuellen Pläne nur die jahrelange Abfolge von Restrukturierungen fortsetzen, die vor allem aus Kostensenkungen bestehen."
"Die ungeklärte Zukunft von über 2.000 Beschäftigten, die nicht in die künftige SIS wechseln, ist für uns nicht hinnehmbar", sagte Siemens-Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler. "Diese Arbeitsplätze einfach abzuwickeln wird der Verantwortung von Siemens für überwiegend langjährige Mitarbeiter in keiner Weise gerecht."
Dieter Scheitor von der IG Metall, der auch Siemens-Aufsichtsratsmitglied ist, kritisierte, die Beschäftigten leisteten seit Jahren ihren Beitrag zur Kosteneffizienz der Sparte. "Trotzdem hat es weder grundlegende Veränderungen im Management noch ein tragfähiges Konzept gegeben. Den Versuch, diese Versäumnisse mit einer neuen Sparrunde zu kompensieren, lehnen wir ab."
(Reuters/futurezone/APA)