Angst hält Deutsche aus dem Netz fern
Politiker in der Verantwortung
Nur jeder vierte Deutsche ist im digitalen Zeitalter richtig angekommen. Das geht aus einer Studie der Initiative D21 hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. "Ich bin erschreckt von den Ergebnissen", sagte der Direktor des Deutschen Digitalen Instituts, Jo Groebel.
Insgesamt wurden für die Studie durch TNS Infratest 1.014 Personen deutschlandweit befragt.
Er habe eine solche Tendenz erwartet, die endgültigen Zahlen hätten ihn aber überrascht: Obwohl 70 Prozent der Deutschen online sind, sehen nur 26 Prozent in digitalen Medien einen festen Teil ihres täglichen Lebens. Die Ursache für die Scheu der Deutschen vor Internet und Computer liege vor allem in der Politik, so Groebel. Es sei "skandalös", dass es digitale Begeisterung weder im öffentlichen Leben noch in der Regierung gebe.
Angst schafft "digitale Außenseiter"
Im Rahmen der Studie nannten die Befragten die Angst vor Computer und Internet als häufigsten Grund, digitale Medien zu meiden. Die Angst schaffe "digitale Außenseiter", sagte D21-Vorstandsmitglied Ulrich Hermann. Um vorzubeugen, dass Deutschland dadurch künftig an Wettbewerbsfähigkeit in der internationalen Wirtschaft einbüße, müsse an den Schulen eine digitale Struktur entstehen, "die genauso dazugehört wie die Tafel und die Kreide".
Hermann plädierte auch für mehr Digitalisierung der Politik: "Es darf keinen Behördengang mehr geben, der nicht auch online abgebildet werden kann. Gegenkampagnen, wie Stoppschilder im Internet zu zeigen, sind eher hinderlich und schüren Ängste", erklärte er mit Blick auf das von der deutschen Regierung initiierte Kinderpornografie-Bekämpfungsgesetz.
Die Studie offenbarte auch eine digitale Spaltung innerhalb der deutschen Bevölkerung: Demnach ist die Quote der Nutzer bei gebildeten Menschen und bei Männern sehr viel höher als bei Menschen aus bildungsfernen Schichten und bei Frauen. Positiv ist dafür die hohe Wachstumsquoten bei Personen über 60 Jahren.
(APA/apn)