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Smartphone-App: Bei Anruf Zusatzinfo

START-UP-GESCHICHTEN
08.04.2010

Das Wiener Start-up adaffix hat eine Smartphone-Applikation entwickelt, die Dienste rund um die Anruferkennung anbietet und Anrufe mit Echtzeitinformationen versieht. Seit einem Jahr ist das Programm in Österreich und Deutschland erhältlich. Nun rüstet das Unternehmen für die internationale Expansion.

"Wir haben uns überlegt, wie wir Werbemodelle im Zusammenhang mit der Online-Suche auf Anrufe umlegen können", erzählt adaffix-Gründerin Claudia Pöpperl. Das Ergebnis ist eine mobile Anwendung, die bei erfolglosen Anrufen zu Unternehmen und Dienstleisten Alternativen vorschlägt.

Ebenso wie bei Suchmaschinen Werbeeinschaltungen im Zusammenhang mit den jeweiligen Suchbegriffen angezeigt werden, empfiehlt adaffix bei Anrufen zu Firmen alternative Anbieter. Allerdings nur, wenn die Anrufe fehlgeschlagen sind. Endet etwa ein Taxiruf in der Warteschleife, hilft die Applikation mit den Telefonnummern anderer Taxiunternehmen aus. Pöpperl nennt das in Anlehnung an vergleichbare Entwicklungen im Netz "Call 3.0": "Wir verstehen die Absicht der Anrufer und bieten dazu relevante Inhalte an."

Daneben erkennt das Programm über Telefonbuchabfragen auch Namen von Anrufern, die nicht in den Handykontakten stehen, und zeigt beim Anruf von Facebook-Freunden deren Foto und Status.

Adaffix-Gründerin Claudia Pöpperl.

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Namensänderung vor Expansion

Vor rund einem Jahr startete die kostenlose und werbefinanzierte Applikation unter dem Namen Yellix in Österreich. In Deutschland war das Programm kurz darauf erhältlich. Wegen der bevorstehenden Expansion auf weitere europäische Märkte wurden vor kurzem Unternehmens- und Produktmarkte verschmolzen. Aus Yellix wurde adaffix. "Das vereinfacht die Kommunikation", meint Pöpperl, die zuvor in Österreich und Deutschland in der Telekombranche tätig war und nun in London lebt.

"Präsenz auf allen Plattformen"

Mittlerweile ist der Dienst für alle gängigen Smartphone-Betriebssysteme erhältlich. Einmal installiert, wird das Programm bei Anrufen automatisch aktiviert und läuft dann im Hintergrund. Lediglich beim iPhone müssen wegen der Einschränkungen beim Multitasking für die Programme von Drittanbietern Rufnummernabfragen händisch eingegeben werden. "Es ist nichts im Vergleich zu dem, was die App auf anderen Betriebssystemen kann", räumt Pöpperl ein.

Das Apple-Handy spielt deshalb für adaffix nur eine untergeordnete Rolle. Das Gros der Downloads findet sich mit fast 50 Prozent auf Nokia-Handys mit dem Symbian-Betriebssystem, gefolgt von Android-Smartphones, BlackBerrys und Geräten mit Windows Mobile. "Um eine große Reichweite zu bekommen, ist es notwendig, auf allen Plattformen präsent zu sein", so Pöpperl.

Im Fall einer vergleichsweise komplexen Applikation wie adaffix bringt das einen beträchtlichen Entwicklungsaufwand mit sich. "Wir müssen tiefer ins Telefon rein", erzählt Pöpperl. "Bis es rund läuft und getestet ist", könne die Entwicklungszeit ein bis zwei Monate pro Betriebssystem betragen.

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"Kein Patentrezept"

Angeboten wird adaffix sowohl auf der Unternehmenswebsite als auch auf Partnerseiten und in den einschlägigen App-Stores. Patentrezepte, wie man Applikationen erfolgreich auf dem Markt positioniert, gebe es keine, sagt die adaffix-Gründerin: "Man kann eigentlich nur ausprobieren und ständig optimieren."

Vor allem für unbekannte Anbieter seien App-Stores, die nach dem Erfolg der iPhone-Apps aus dem Boden schießen, eine große Hilfe. Dort hänge jedoch viel von der Reihung der Applikationen ab. "Wer im Moment gute lokale Apps hat, profitiert davon", meint Pöpperl. So sei etwa adaffix bei Nokias Ovi-Store in Österreich und Deutschland ganz vorne gereiht.

"Wachsen mit dem Markt"

Anerkennung erhielt der Dienst auch bei mehreren Wettbewerben. Zuletzt wurde adaffix im Februar bei den Global Mobile Awards der Branchenvereinigung GSMA in Barcelona mit einem Preis in der Kategorie "Best Mobile Internet Service" ausgezeichnet.

Nutzerzahlen will Pöpperl keine nennen. Das Wachstum entspreche den Erwartungen. Der Smartphone-Markt sei noch verhältnismäßig klein, werde jedoch in nächster Zeit kräftig zulegen: "Wir wachsen mit dem Markt."

Zusammenarbeit mit Partnern

Bei den Werbeeinschaltungen und der Anruferkennung arbeitet das Start-up je nach Land mit unterschiedlichen Partnern zusammen. In Österreich kooperiert man mit dem Gelbe-Seiten-Anbieter Herold.at und mit dem Telefonverzeichnis Auskunft.at.

"Wir haben uns entschlossen, mit Unternehmen zu kooperieren, die schon einen Zugang zu Werbetreibenden haben", sagt Pöpperl. Durch die Applikation entstehe für die Partnerunternehmen ein neuer Distributionskanal. "Wenn man sich die Anzahl der Anrufe ansieht, ist das sehr attraktiv", meint die adaffix-Geschäftsführerin.

Personenbezogene Daten werden laut Pöpperl nicht gespeichert. Mit den Partnern würden Abgleiche der angezeigten Firmen gemacht. Die dabei verwendeten Daten seien jedoch "vom einzelnen Benutzer komplett losgelöst", sagt Pöpperl.

Geld verdienen will adaffix auch in Zukunft ausschließlich mit Werbeeinnahmen. Premiumvarianten mit kostenpflichtigen Zusatzfeatures sind nicht geplant. "Wer einen Premiumdienst anbietet, braucht einen richtig guten Kundendienst - weil die Leute immer Fragen haben", so Pöpperl. "Da müssten wir schon sehr viele Downloads verkaufen, bis sich das rechnet."

Investoren nach dem Launch

Weil der Investorensuche im Herbst 2008 die Finanzkrise in die Quere kam, wurde adaffix anfangs von den Gründern finanziert. Neben Pöpperl sind das die Entwickler John Lisek und Mathias Schroeder. Nach dem Launch der Applikation im März 2009 stellten sich bald die ersten Kapitalgeber ein.

"Wenn man als Start-up bereits mit einem Produkt am Markt ist, macht das einen substanziellen Unterschied", erinnert sich Pöpperl. "Wir haben dann relativ schnell private Investoren und Business-Angels gefunden, die es uns ermöglicht haben, international aufzutreten und das Produkt weiterzuentwickeln."

Ob eine zweite Finanzierungsrunde in Angriff genommen wird, wollen die Unternehmensgründer im Lauf des Jahres entscheiden. "Bei einem Start-up entwickeln sich die Dinge schnell. Man weiß nie, wie es in zwei Monaten ausschaut", so Pöpperl.

Serie:

Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichtet futurezone.ORF.at in loser Folge über innovative Web- und IT-Unternehmen mit Österreich-Bezug.

Kooperation mit Netzbetreibern angestrebt

Als Nächstes steht für adaffix die Expansion auf weitere Märkte in Europa und Nordamerika auf dem Programm. Daneben strebt das Gründerteam auch die direkte Kooperation mit Mobilfunkbetreibern an. "Wir schauen, ob wir unser System direkt in die Netzwerkinfrastruktur integrieren können", meint Pöpperl. Ob das gelinge sei jedoch ungewiss.

Weitere Applikationen sind nicht geplant. An Ideen mangle es zwar nicht, meint Pöpperl. Jetzt sei es jedoch wichtig, die bestehenden Ressourcen gezielt einzusetzen und sich auf die nächsten Schritte zu konzentrieren: "Man muss gerade am Anfang fokussiert bleiben, weil man sich sonst zerspragelt."

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(futurezone/Patrick Dax)