Failcon: Versagen für Dummies
Kalifornische Start-Up-Unternehmer reden in jüngster Zeit immer häufiger über ihre Misserfolge. Dazu trägt auch die Konferenz Failcon bei. Dort stehen Geschichten vom Versagen im Mittelpunkt. Der Kult des Scheiterns ruft jedoch auch skeptische Stimmen auf den Plan.
Eigentlich hätte Max Levchin allen Grund, anzugeben. Levchin gründete 1998 gemeinsam mit drei Kollegen den Online-Zahlungs-Anbieter Paypal - ein Unternehmen, das nur vier Jahre später von Ebay für 1,5 Milliarden US-Dollar gekauft wurde. Doch anstatt sich in seinen Erfolgen zu sonnen, hört man in jüngster Zeit von Levchin immer mehr über die Jahre vor Paypal. Jahre, die nicht eben rosig waren. "Vor Paypal war ich an vier anderen Firmen beteiligt", erinnert sich Levchin. "Mit den ersten drei versagte ich vollkommen."
Am Sonntag in "matrix"
Janko Röttgers berichtet am Sonntag, um 22:30 Uhr im Ö1-Magazin "matrix", über Veranstaltungen wie Failcon, das Fail-Meme, gescheiterte Start-Ups, kaputte Wirtschaftssysteme und andere Aspekte der Kultur des Versagens.
Levchin stammt ursprünglich aus der Ukraine. 1991 zog er im Alter von 16 Jahren in die USA. Seine Familie ließ sich jedoch nicht im für seine Technologie-Start-ups bekannten Silicon Valley nieder, sondern in Illinois. Als Firmengründer habe man es dort nicht eben leicht gehabt, erinnert sich Levchin heute. Gemeinsam mit einigen Kommilitonen entwickelte er damals eine Idee zur Revolutionierung des Online-Werbemarktes, doch Banken und andere lokale Geldgeber lehnten ihre Kreditgesuche höflich ab.
Levchin entschloss sich deshalb, die Firma über Kreditkarten zu finanzieren. Dass dies eine schlechte Idee war, wurde ihm erst Jahre später bewusst, als ihm der Kauf eines Autos und das Anmieten einer Wohnung wegen fehlender Kreditwürdigkeit verweigert wurden.
Die Konferenz für Misserfolge
Levchin trat im letzten Herbst auf einer Konferenz vor knapp 400 Leuten auf, um über Niederlagen wie diese zu reden. Der Paypal-Mitbegründer, der heute CEO der Firma Slide Inc. ist, die Unterhaltungs-Plug-ins für Soziale Netzwerke anbietet, war dabei in guter Gesellschaft: Die Konferenz hörte auf den Namen Failcon, und auf dem Programm standen Geschichten des Scheiterns von CEOs, Journalisten und Investoren. Failcon-Organisatorin Cassie Phillipps dazu: "Ich hatte zuvor vier oder fünf andere Konferenzen organisiert, und ich war es einfach leid, dass Leute auf Konferenzen immer nur mit ihren Erfolgen angaben."
Phillipps glaubt, dass die meisten dieser Erfolge schwer kopierbar sind. Gründern helfe es viel mehr, zu hören, welche Fehler andere begangen haben und wie man solche Fehler vermeiden könne. Der angenehme Nebeneffekt sei gewesen, dass sich die Redner nicht im eignen Erfolg gesonnt hätten. "Damit ließ sich eine Menge Angeberei vermeiden, und das war großartig", so Phillipps
"Scheitern nicht verherrlichen"
Levchin findet es indes wichtig, dass sich Gründer nicht zu sehr aufs Scheitern konzentrieren. "Aus irgend einem seltsamen Grund haben diese Branche und die über sie berichtenden Medien in den letzten Jahren damit angefangen, Versagen zu verherrlichen", so Levchin. "Ich finde das vollkommen falsch." Zwar sei es wichtig, von eigenen Fehlern zu lernen und die Fehler anderer zu vermedien, doch eine Idealisierung des Scheiterns sei eben so unnütz wie das Angeben mit den eigenen Erfolgen.
(matrix/Janko Röttgers)