Qualcomm gründet Forschungszentrum in Wien

AUGMENTED REALITY
09.04.2010

Nach dem Kauf von Augmented-Reality-Technologie der österreichischen Firma Imagination hat der US-Chiphersteller Qualcomm in Wien nun das erste Forschungszentrum in Europa gegründet.

Qualcomm hat der österreichischen Imagination Computer Services GesmbH eine Technologie für Augmented Reality (AR) - die Anreicherung der wahrgenommenen Realität mit digitalen Informationen - für mobile Endgeräte abgekauft. Auch der Suchmaschinenriese Google und der Elektronikkonzern Samsung waren daran interessiert.

Neben San Diego, Santa Clara, Peking und Seoul ist das Austria Research Center nun das fünfte Forschungs- und Entwicklungszentrum des US-Unternehmens, bestätigte Thomas Nindl, der für die Geschäftsentwicklung von Qualcomm in Zentraleuropa zuständig ist. Man investiere rund 20 Prozent vom Umsatz, also etwa zwei Mrd. US-Dollar (1,5 Mrd. Euro), in Forschung und Entwicklung.

Vorreiter im Augmented-Reality-Bereich

Die Technologie sei in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) Graz entwickelt worden, sagte Michael Gervautz, Mitgründer und -eigentümer von Imagination. Er sieht in dem Deal die beste Lösung, weil ein kleines Unternehmen wie Imagination mit zwei Hindernissen konfrontiert gewesen sei: Einerseits habe der globale Vertriebskanal gefehlt, andererseits der Einfluss auf die Hardware.

"Aber das Angebot von Qualcomm war auch sehr gut", so Gervautz, der zum Kaufpreis nichts sagen wollte und mit vier weiteren Mitarbeitern zum US-Unternehmen gewechselt ist. Die Forscher von Imagination stünden an der Spitze der akademischen Gemeinschaft und hätten in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche wichtige Forschungsberichte im AR-Bereich publiziert, streut Qualcomm den Wienern Rosen. "Wir nehmen hier die Poleposition ein, was beim Verhandeln sehr angenehm war", gab sich auch Gervautz selbstbewusst.

Der Verkaufsprozess sei vor rund zwei Jahren gestartet worden. Sowohl Samsung als auch Google hätten in der Zwischenzeit Interesse bekundet, wobei der Internet-Riese dafür zahlen wollte, dass die Technologie Open Source wird und damit Entwicklern offensteht. Google wollte sich dazu nicht offiziell äußern.

Bilderkennung mit dem Mobiltelefon

Für Qualcomm sei AR ein wichtiges Thema, in das "einige hundert Millionen" investiert werden, so Gervautz. Großes Potenzial sieht er unter anderem auf dem Spielemarkt sowie im Marketing.

Imagination mit Sitz in Wien wurde 1998 von Forschern der Technischen Universität (TU) Wien gegründet und setzte vor dem Deal mit 15 Mitarbeitern 1,2 Mio. Euro um.

Wenn man seine Handykamera auf ein Gebäude oder ein Produkt richte, würden dabei zusätzliche Informationen sichtbar. Dabei gehe es aber nicht um den Ort wie bei anderen Technologien, sondern um die Bilderkennung. Gegenstände sollten also tatsächlich wegen ihres Aussehens identifiziert werden, nicht aufgrund ihres Standorts. Zwar hätten auch auf GPS und Co. basierende Technologien ihre Berechtigung, sie seien aber teilweise recht einfach. "Die Großen können das einfach nachbauen", sagte Gervautz.

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(APA)