"Mobilfunk keine Gefahr für die Gesundheit"
Zum mittlerweile sechsten Mal ist am Donnerstag der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF), ein beratendes Gremium des Infrastrukturministeriums, in Wien zusammengetreten und hat aktuelle Forschungsberichte zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit" beurteilt.
Diese Jahr analysierten 15 Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen der Medizin und Strahlentechnik insgesamt 129 Studien, die zwischen Februar 2009 und Jänner 2010 weltweit veröffentlicht wurden.
Wie schon in den Jahren zuvor kamen die Experten zu dem Ergebnis, dass der Mobilfunk nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft keine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstelle.
Auch Intensivnutzung ohne Gefahr
Zwar empfiehlt auch der Beirat generell einen "umsichtigen Umgang" mit neuen Technologien, doch rein gesundheitlich spreche nichts gegen eine Rund-um-die-Uhr-Nutzung des Mobiltelefons, sagte der Strahlenphysiker und WBF-Vorsitzende Norbert Vana gegenüber ORF.at. Gesellschaftlich gesehen spreche jedoch auch er sich dafür aus, mehr miteinander zu reden und weniger miteinander zu telefonieren.
Verhaltensregeln für den Handygebrauch, wie etwa von der Ärztekammer veröffentlicht, seien ausschließlich für das subjektive Wohlbefinden relevant. Man könne die Strahlendosis damit zwar geringfügig variieren, was jedoch nichts daran ändere, dass auch der tägliche Intensivgebrauch nach heutigem Wissensstand unbedenklich sei.
Auch Verbotsschilder in Flugzeugen und Intensivstationen seien nicht mehr nötig. Frequenzstörungen träten bei allen aktuell zugelassenen Geräten nicht mehr auf, so Vana.
Keine Langzeitstudien
Ganz ausschließen kann man jedoch etwaige Auswirkungen nicht. Denn weiterhin liegen keine aussagekräftigen Studien zur Langzeitwirkung (mehr als zehn Jahre) vor.
"Wir würden uns dringend sogenannte Kohortenstudien wünschen, bei denen eine größere Anzahl gesunder Personen über einen längeren Zeitraum beobachtet wird. Wenn dann bei den Studienpersonen Erkrankungen auftreten, wird analysiert, welche Umstände - Lebensstil, Exposition etc. - dazu geführt haben könnten. Solche Studien sind aufwendig, teuer und auch aus Datenschutzgründen problematisch. Daher werden wir, fürchte ich, noch lange darauf warten müssen", sagte Gerald Haidinger von der Medizinischen Universität Wien.
Man könne sich mit seinen Empfehlungen daher nur auf die bisher durchgeführten Studien nach dem heutigen Wissensstand beziehen.
Kritik von Ärztekammer und Grünen
Kritik an den Aussagen des Beirats übte die Ärztekammer. Im Sinne "eines umfassenden Vorsorgegedankens" wolle man "vor unnötiger Exposition mit Mobilfunkstrahlen eindringlich warnen". Nach wie vor sei die Datenlage "zu dünn", um Entwarnung zu geben, sagte Ärztekammer-Präsident Walter Dorner und appellierte, sich weiterhin an den "zehn medizinischen Handyregeln" zu orientieren.
Die Infrastruktursprecherin der Grünen, Gabriele Moser, sprach in einer Aussendung von "Verharmlosungs-PR". Es liege kein "gültiger Grenzwert" vor, "unverbindliche Vornormen" könnten diesen nicht ersetzen. Der Ministeriumsbeirat solle aufgelöst werden, forderte Moser.
(futurezone/Beate Macura)