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Green Computing - aber richtig

NETZTEILE
08.05.2010

Nur ein abgeschalteter Computer ist ein "grüner" Computer. Aber wenn man die Dinger gerade tatsächlich brauchen sollte und dabei gar keinen Strom verbrauchen will, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Und dafür wiederum benötigt man jede Menge Energie.

Sicher, in Sachen Green Computing ist viel passiert in den letzten Jahren, vor allem bei denen, die mehr Server brauchen, als sie Mitarbeiter haben. Auch Personal Computer werden von Jahr zu Jahr so viel "grüner", dass Apple schon überlegt hat, Zero-Voltage-Geräte auf den Markt zu bringen und vielleicht sogar die Daumenbewegung wieder in Energie zu wandeln, die zurück ins Stromnetz eingespeist werden kann.

In der Zwischenzeit reduziert man, wo es geht, und nimmt weiterhin in Kauf, dass mit dem verstärkten Einsatz von Smartphones vermehrt Energie verschwendet wird. Nicht nur mit den Geräten selbst übrigens.

Wir wollen jetzt aber Green Computing fördern und dabei zurück zur Natur aufbrechen. Stellen wir uns einfach vor, wir sollten auf Robinsons Eiland ein Rechenzentrum gründen und Herrn Crusoe an das Inselnetz anschließen. Und das ohne Strom. Wenn uns das gelänge, dann ließe sich dieser Plan vielleicht auch auf Tirol und dann auf Wien übertragen.

Ein ordentliches Rechenzentrum benötigt erst einmal Rechner. Wie gut, dass wir Freitag intensiv auf Addieren und Subtrahieren geschult haben. Wann immer sein weißer Boss also eine Frage hat, schreit er entweder Wauzi, seine vierbeinige Suchmaschine, an, die ihm aber in den meisten Fällen nur unverständlich antworten wird, oder er lässt sich das von Freitag feinsäuberlich ausrechnen und auf den größten Liquid Crystal Screen (LCD) der Insel schreiben: auf den nassen Sand am Strand.

Das ist zwar nicht sehr effizient, aber das sind die meisten Rechenzentren auch nicht. Und zumindest weiß man auf der Insel, dass über Nacht wirklich alle Bildschirme gelöscht werden. Privates Surfen wäre auch nicht so ein Problem, sogar der Datenschutz wäre gesichert. Einfach die andere Seite der Insel nehmen und Freitag ein wenig Urlaub genehmigen. Man ist ja schließlich keine Maschine und will auch mal wieder in Ruhe eine Kokosnuss knacken. Am besten mit Internet-Geschmack.

So gesehen hätten wir bei null Stromverbrauch schon alles erledigt, wenn da nicht das Inselnetz wäre. Aber für solche Fälle ist es gut zu wissen, dass Robinson schon vor Jahren seine Insel an eine Sondermüllfirma aus den USA vermietet hat. Und auf der Inseldeponie kommen derzeit wieder vermehrt alte iPhones und anderes Gerümpel an. Mit dem Reststrom in den Geräten kann ja Robinson auch mal etwas im Internet surfen. Ausnahmsweise. Woher soll er auch sonst die wichtigsten Daten aus dem Internet bekommen? Sicher nicht von der Insel. Die CO2-Bilanz sieht fantastisch aus. Und Herr Crusoe ist ein Held, wenn auch ein einsamer.

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(Harald Taglinger)