Über die Bande: Content-Billard 2010
Nur wer möglichst verwinkelte Wege für seine Inhalte im Internet findet, macht noch Geld. Wer etwa Musik verkaufen will, gründet am besten ein Social Network, das mit einer eigenen Suchfunktion gegen Google antritt und sich dann auf einer vollautomatischen Wall-Street-Handelsplattform ab einem gewissem Hypefaktor automatisch an Microsoft verhökert.
Der Kinofilm, der eigentlich ein Product Placement für verbesserten öffentlichen Warentransport sein will und gleichzeitig die Welt mit einem neuen Spielbergfilm bedroht. Das Social Network, das eigentlich Werbung verkaufen will, um einer unbedeutenden Suchmaschine den Kampf anzusagen, oder auch der Sänger, der auf Umwegen seine Songs abdrückt.
Nichts geht mehr geradeaus, alles muss ein wenig verwinkelt daherkommen, sonst wird es kein Geschäft im Internet.
Winkel sind etwas Schönes. Der liebe Herrgott hat sich sogar einen in traditionellen Bauernhäusern ausbedungen. Aber in der schönen neuen Medienwelt können sie auch zur Verwirrung der Menschen beitragen.
So haben sich zum Beispiel Software-Firmen in einer verschneiten Hütte getroffen, um neue Finanzmarktinstrumente zu beschließen. Sie bringen lieber ihre Produkte auf den Markt und verlieren damit 50 Milliarden Dollar, als mit ihren Euro-Fonds mehr als das Doppelte zu verlieren. Was man als Gewinn von 100 Prozent irgendwie in die Bücher kriegen möchte. Die Buchhaltung rechnet noch.
Und ein kalifornischer Brötchenbeleger bringt eine Geolocation-App mit oben genanntem Suchmaschinenkiller auf den Markt, um Eltern dann teuer einen Service anzubieten, der ihre Kinder in den Restaurants trackt. Die Daten gehen übrigens auch an die Krankenversicherungen der Familie, die daraufhin die Beiträge erhöhen kann. Ein gutes Geschäft für alle, denn herumgeMacert wird immer.
Aber den Vogel schießen natürlich nordeuropäische Telefonfirmen ab, die ihre Vertrauensleute direkt in die Entwicklerteams bekannter Computerfirmen einschleusen. Diese Menschen mit dem Faible für flaches Essen und wenig Bewegung mogeln dann in den Code der dortigen Produkte ein bis zwei Patente aus Finnland ein, und schon verdient man am Marktauftritt ein wenig mit. Da soll man ruhig klagen dürfen. Sozusagen.
So, ich schaue mir jetzt das neue Album von diesem Altrocker an, das sicher auch wieder als Navigationsgerät erscheinen wird(www.bidorbuy.co.za und vermutlich auch nur eine verlängerte Werbekampagne der Anti-Drogen-Liga ist. Wer möchte schon so enden wie er und seine Familie? Kampf den Drogen und Reality-Shows! Eh klar. Musik!
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(Harald Taglinger)