Kritik an Lettland nach Razzia bei Journalistin

PRESSEFREIHEIT
18.05.2010

Computer nach Berichten über Finanzdatenhacker konfisziert

Das Internationale Presseinstitut (IPI) hat Lettland für sein Vorgehen gegen eine Journalistin scharf kritisiert. Die Polizei hatte vergangene Woche bei der Fernsehjournalistin Ilze Nagla eine Hausdurchsuchung durchgeführt und dort einen Computer sowie Speichermedien mit privaten Daten beschlagnahmt. Nagla hatte vor einigen Monaten als Erste über den Hacker "Neo" berichtet, der über eine Sicherheitslücke an Finanzamtsdaten öffentlicher Institutionen, Staatsbeamter und Politiker gekommen war und diese in der Folge auch veröffentlichte.

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"Angriff auf die Pressefreiheit"

Das in Wien angesiedelte IPI sieht in der Polizeiaktion gegen die Journalistin einen Angriff auf die Pressefreiheit. In einer Aussendung vom Dienstag schrieb IPI-Direktor David Dadge, er sei "beunruhigt über das offensichtliche Hinweggehen über den Quellenschutz garantierende Gesetze". Die Hausdurchsuchung bei Nagla stehe "in eklatantem Gegensatz nicht nur zu den lettischen Gesetzen, sondern auch zu dem universellen Grundsatz der Pressefreiheit".

"Vorkämpfer für Transparenz"

Der 31-jährige Mathematik-Forschungsstudent Ilmars Poikans war einen Tag nach seiner Festnahme am vergangenen Mittwoch an die Öffentlichkeit gegangen und hatte zugegeben, hinter dem Pseudonym "Neo" zu stecken. Der Name ist nach seinen eigenen Angaben ein Hinweis auf die Figur des messianischen Helden im Science-Fiction-Film "Matrix" (1999).

Poikans sieht sich selbst als Vorkämpfer für Transparenz in Lettland. Seiner Meinung nach hat die Öffentlichkeit ein Recht auf Information hinsichtlich der steuerlichen und Einkommensdaten öffentlicher Institutionen und Personen. Ihm drohen laut IPI bis zu zehn Jahre Haft.

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(APA)