Österreicher wollen im Netz mitreden
Die Österreicher wollen das Internet künftig aktiver nutzen und sich online auch an politischen Prozessen beteiligen. Das hat eine von der Telekom Austria (TA) in Auftrag gegebene Umfrage zum Internet der Zukunft in Österreich ergeben.
Seit 20 Jahren ist Österreich permanent über TCP/IP mit dem Internet verbunden. Die Telekom Austria nahm das runde Jubliäum zum Anlass, um Erwartungen und Wünsche der Österreicher an die Zukunft des Internets abzufragen.
Die virtuelle Beteiligung an politischen Prozessen und die Nutzung individualisierter TV-Angebote steht auf der Wunschliste der heimischen Internet-Nutzer laut der vom Marktforschungsinstitut marketmind durchgeführten Umfrage ganz oben.
Auch der offene Austausch von Informationen und virtuelle Einkaufszentren sind den österreichischen Internet-Nutzern wichtig. "Die Österreicher wollen im Internet aktiver sein", sagte TA-Chef Hannes Ametsreiter bei der Präsentation der Umfrage am Dienstag in Wien. Schon heute würden sich mehr als 30 Prozent der Nutzer über Soziale Netzwerke aktiv beteiligen.
Für die Umfrage wurden laut marketmind 506 repräsentativ ausgewählte heimische Internet-Nutzer befragt.
Bürgerbeteiligung über das Netz
90 Prozent der Befragten wollen künftig an öffentlichen Prozessen wie etwa der Stadtplanung über das Internet aktiv mitwirken. Rund 40 Prozent glauben jedoch, dass solche Prozesse auch künftig allein durch Städte und Gemeinden bestimmt werden. Dass das Internet als demokratisches Instrument an Bedeutung gewinnen wird, erwarten fast 70 Prozent der Österreicher.
60 Prozent der befragten Nutzer sehen das Internet laut der Umfrage als Wissensplattform, auf der sie Informationen beziehen und bereitstellen können.
Individualisierte Angebote
Wichtig sind den Österreichern auch individualisierte Angebote. 67 Prozent wünschen sich etwa, dass sie in Zukunft ihr Fernsehprogramm selbst zusammenstellen können. Rund 70 Prozent der Befragten erwarten sich, dass sich das Netz zum "virtuellen Einkaufszentrum" entwickelt. Rund 30 Prozent wollen auch Lebensmittel online bestellen.
Internet der Dinge und Augmented Reality
Neben der zunehmenden Partizipation der Nutzer und der Verschmelzung der Medien sieht Ametsreiter auch im Internet der Dinge und der zunehmenden Verbreitung von Augmented-Reality-Technologien wesentliche Entwicklungen. "Spannend ist das Verbinden der realen mit der virtuellen Welt", so der TA-Chef.
Die Medienwissenschaftlerin und Bloggerin Jana Herwig erwartet sich vor allem von semantischen Webtechnologien Impulse für ein offeneres Netz, in dem Nutzerdaten nicht mehr in den Datensilos von Social-Networking-Betreibern weggesperrt werden, sondern sich unter der Kontrolle der Nutzer miteinander vernetzen können.
Veranstaltungen zum Jubiläum
Das österreichische Wissenschaftsnetz ACOnet veranstaltet am 8. Juni ab 14.00 Uhr an der Universität Wien eine Feier zu 20 Jahren Internet in Österreich. Am 9. Juni findet von 10.00 bis 17.00 Uhr an der Universität Wien ein Symposion zum Thema "Wissenschaftsnetze: gestern, heute morgen" statt.
"Mehr Know-how bei Enscheidungsträgern"
Der österreichische Internet-Pionier Peter Rastl, der als Leiter des Zentralen Informationsdienstes (ZID) der Universität Wien vor 20 Jahren maßgeblich an der Anbindung Österreichs ans Internet beteiligt war, wünschte sich mehr Know-how bei den politischen Entscheidungsträgern. Mehr Überwachung und die Einschränkung von Nutzerrechten seien keine angemessenen Antworten auf Kriminalität im Internet. Die Zukunft bleibt auch für Rastl spannend: "Das Internet hat immer wieder Entwicklungen gebracht, die nicht vorhersehbar waren."