Google TV: Das Ende des Fernsehens
Google raubkopiert die Methoden des Dr. Frankenstein und schraubt aus den Leichenteilen der Mediensysteme Internet und Fernsehen ein Ding zusammen, das keiner will. Google TV fusioniert die Innovativität der Fernsehbranche mit den besten Trollen von YouTube. Die Zielgruppe, der das gefallen soll, will man sich gar nicht erst vorstellen.
Jetzt sollten wir ganz tapfer sein. Google lässt das Zappen nicht und verkündet das neue Google TV, das aus den zwei ebenso alten wie abgelutschten Mediensystemen Fernsehen und Internet die neue Wundermaschine generieren soll.
Nun haben wir leider keine Kristallkugel zur Hand, die uns diese Zukunft jetzt schon zeigen wird. Die Prediction-API von Google hilft uns hier auch nicht wirklich weiter. Aber wir stellen uns einen Fernsehabend mit Google TV wie folgt vor.
18.00 Uhr, der Papa setzt sich mit dem Gösser vor den 200-Zoll-Plasmamonsterschirm und schreit, die Mama solle die Küchentüre zumachen, das dreckige Geschirr könne man ja wirklich nicht mitansehen. Dann schaltet er ein.
Sein Google TV meldet 180.000 Treffer für seine Standardprogrammsuche. Das kann ein langer Abend werden. Fluchend schaltet er den Twitter-Stream an der rechten Seitenleiste ab. Er mag es nicht, wenn ihn ständig Fake-Tweets zum Thema belabern wollen. Er will jetzt Sport sehen, keinen Buzz oder was auch immer. Interaktion ist, wenn die Mama die zweite Flasche Bier bringt, das langt.
Es bleibt ihm ja eh nicht viel, seit die Mama diese kleine Sicherung gegen die netten jungen Dinger in knappen Sportanzügen eingebaut hat, die ihm früher neben der Werbung für Telefonseelsorge um Mitternacht so viel Freude bereitet haben. Wenigstens konnte er noch etwas von "Muss ein Virus sein" stottern, als sie ihn das letzte Mal erwischte. Dann eben weiter im Standardprogramm.
Immerhin sind ja schon ein paar Fernsehsender auf die neue Plattform aufgesprungen und das sieht alles sehr nett aus. Die Tasten kann man auch im Vollsuff noch treffen, findet der Papa. Prost.
Nur die Tochter des Hauses ist eingeschnappt. Sie wird seit neuestem von ihrer Clique gemieden. In besseren Kreisen hat man sich stets auf die feinere Art des Fernsehens verlassen. Und das gleiche Programm wie diese Googles von Nebenan anzuschauen, das wäre jetzt schon ein wenig vulgär, nicht? Wie steht sie denn jetzt da vor ihren besten Freundinnen. Es ist zum Heulen. Und das alles nur wegen Papa.
Link:
(Harald Taglinger)