WLAN-Scanning: Vorwürfe gegen Google
US-Anwälte werfen Google unter Verweis auf ein Patent des Unternehmens vor, absichtlich private Daten aus WLAN-Netzen abgehört zu haben. Das US-Internet-Unternehmen bestreitet das. Google-Chef Eric Schmidt kündigte unterdessen die Übergabe der umstrittenen WLAN-Daten an Datenschutzbehörden an.
Die US-Anwälte erhoben im Rahmen einer Sammelklage, die im Bundesstaat Oregon gegen Google eingebracht wurde, schwere Vorwürfe gegen den Internet-Konzern. Das Abhören privater WLAN-Daten durch Street-View-Fahrzeuge sei nicht, wie Google behauptet, unabsichtlich passiert. Google habe die Daten vielmehr absichtlich gesammelt.
Patentantrag aus dem Jahr 2008
Als Beweis brachten die Anwälte einen Patentantrag Googles aus dem Jahr 2008 vor, berichtete das "Wired"-Blog Threat Level. Darin wird eine Methode beschrieben, mit deren Hilfe die Genauigkeit ortsbezogener Dienste gesteigert werden soll. In dem Antrag ist auch vom Abfangen von Daten aus WLAN-Netzen und einer Analyse der Übertragungszeit zur besseren Positionsbestimmung die Rede.
Google weist Vorwürfe zurück
Eine Google-Sprecherin wies gegenüber Threat Level die Vorwürfe zurück. Das Patent habe nichts mit der Software zu tun, die in Googles Street-View-Fahrzeugen zum Einsatz kam, so die Sprecherin. Google reiche viele Patentanträge ein, viele davon würden niemals zur Anwendung kommen. Ob die in dem Patentantrag beschriebene Methode praktisch erprobt wurde, ließ die Google-Sprecherin offen.
Google hatte Mitte Mai eingeräumt, bei seinen Kamerafahrten aufgrund eines Fehlers in seiner WLAN-Erfassungssoftware auch private Nutzerdaten aus WLAN-Netzen gespeichert zu haben.
Google will Daten aushändigen
Schmidt kündigte am Donnerstag gegenüber der "Financial Times" an, europäischen Behörden Einsicht in die Daten geben zu wollen. Schmidt sagte der Zeitung, die Daten würden in den nächsten Tagen den Datenschutzbehörden in Deutschland, Frankreich und Spanien ausgehändigt. In diesen Ländern befassen sich auch die Staatsanwaltschaften mit dem Thema. In Österreich gesammelte Daten wurden auf Verlangen der Datenschutzkommission (DSK) nach Unternehmensangaben bereits gelöscht.
In der vergangenen Woche hatte sich der Suchmaschinebetreiber noch geweigert, die Rohdaten an Datenschutzbehörden zu übergeben. Erst müsse gesichert sein, dass die Datenweitergabe an die Behörde nicht gegen das Fernmeldegeheimnis verstoße, hieß es damals.
"Wir haben Mist gebaut - das muss man ganz klar sagen", erklärte der Google-Chef weiter. Das Unternehmen werde eine interne Untersuchung hinsichtlich möglicher Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen durchführen. Das Ergebnis werde im Juli veröffentlicht. Zudem werde ein Disziplinarverfahren gegen den verantwortlichen IT-Entwickler eingeleitet.
(futurezone/dpa)