Gezwitscher aus der Vogelperspektive
Die in Österreich entwickelte Software Talk Explorer visualisiert Kommunikationsbeziehungen zwischen Nutzern der Microblogging-Plattform Twitter. Sie soll zum Werkzeugkasten für die Darstellung von Kommunikationsumgebungen in Sozialen Netzwerken ausgebaut werden.
Vieles, was im Netz und in Sozialen Netzwerken vor sich geht, ist für die Nutzer nicht direkt einsehbar. Wer mit wem auf Twitter kommuniziert und wer auf welche Webseiten verlinkt, ist zwar punktuell sichtbar, die größeren Zusammenhänge entziehen sich aber zumeist dem Blick der User.
Wie solche Kommunikationsumgebungen dargestellt werden können und wie diese Visualisierungen Nutzern dabei helfen können, Kommunikationsgeflechte im Netz zu erkunden, wollen der Interaktionsdesigner Gernot Tscherteu und die Programmierer Christian Langreiter und Tobi Schäfer mit ihrem Talk Explorer zeigen.
Interaktive Karte von Kommunikationsumgebungen
Das Web-basierte Tool, das sich vorerst auf Twitter beschränkt, gibt Einblick in Konversationsmuster zwischen Twitter-Nutzern und Kommunikationsbeziehungen zwischen Nutzern innerhalb von Twitter-Listen.
Nach Eingabe eines Nutzernamens oder einer Listenbezeichnung werden Verbindungen zwischen Twitter-Nutzern in einer interaktiven Grafik visualisiert.
Klickt man auf die Verbindungslinien zwischen Nutzern, wird die Kommunikation über @messages zwischen den beiden Nutzern angezeigt. Über das Netzwerkdiagramm einer Twitter-Liste lassen sich so Konversationen innerhalb einer Liste verfolgen und zentrale Accounts in einem Netzwerk ausmachen.
"Erforschen von Netzwerken"
"Der Talk Explorer bietet eine Vogelperspektive auf Twitter-Konversationen", erläutert Tscherteu. "Er vermittelt eine Sicht auf Twitter-Daten, die von der Microblogging-Plattform selbst nicht angeboten wird. "
Der Talk Explorer solle beim Erforschen von Netzwerken helfen, meint Schäfer: "Es ist für mich interessant zu sehen, was in Listen, an denen ich teilnehme, passiert."
"Blogosphere Map"
Mit den Möglichkeiten der Netzwerkvisualisierung beschäftigen sich Tscherteu und Langreiter schon seit längerem. 2003 entwarfen sie den Prototyp der "Blogosphere Map", den sie auch auf einigen Konferenzen vorstellten.
Die interaktive Karte von Verlinkungen zwischen Weblogs sollte unter anderem sichtbar machen, wie sich Meldungen im Netz und zwischen Blogs verbreiten. "Das war als Aufgabenstellung zu komplex", erinnert sich Tscherteu. Mit den kompakt verfügbaren Twitter-Daten seien Netzwerkvisualisierungen leichter zu bewerkstelligen.
Die Daten werden über ein von der Microblogging-Plattform zur Verfügung gestelltes API (Application Programming Interface) und eine von Langreiter entwickelte zusätzliche Schnittstelle aus Twitter ausgelesen, mittels JavaScript ausgewertet und schließlich mittels Java-Applet im Browser dargestellt.
Visualisierungswerkzeug
"Uns geht es um neue Sichtweisen auf Daten und um die Möglichkeit, mit Daten zu interagieren", so Tscherteu. Die Visualisierung von Netzwerken könne dabei helfen, Prozesse im Internet besser zu verstehen und eine Übersicht über bestimmte Bereiche des Netzes zu bekommen.
Den Talk Explorer sehen der Interaktionsdesigner und seine Mitstreiter als Teil eines Werkzeugkastens für die Visualisierung von Netzwerken. Der soll stetig ausgebaut werden und künftig etwa auch die inhaltliche Analyse von vernetzten Kommunikationsvorgängen einschließen. "Unser Ziel ist es, damit auch andere Bereiche des Internets zu erfassen", meint Tscherteu. "Wir sind noch ganz am Anfang."
(futurezone/Patrick Dax)