© Nintendo, Screenshot von PilotWings Resort

Nintendo: 3-D-Minikonsole ohne Brillenzwang

E3
15.06.2010

Anlässlich der US-Spielemesse E3 hat Nintendo seine Mobilkonsole 3DS vorgestellt. Der entfernte Gameboy-Nachfahre verfügt über ein Display, das die Betrachtung von 3-D-Effekten auch ohne Spezialbrille erlaubt. Auch als 3-D-Filmabspielgerät für unterwegs will der japanische Konzern seine neue Konsole auf dem Markt platzieren.

2010 ist Spielemarktführer Nintendo unter Druck geraten. Vor allem technologisch sahen DS- und Wii-Spiele altbacken aus; Dritthersteller produzierten vornehmlich B-Ware. So war es Apple gelungen, sich en passant mit iPhone, iPad und iPod touch als mobiles Spielesystem zu etablieren. Am Dienstag legte Nintendo auf der E3 in Los Angeles erwartungsgemäß nach.

"3-D-Fernsehen hat ein Problem", ätzte Nintendos USA-Chef Reggie Fils-Aime. "Bisher gibt es kaum Inhalte oder Spiele. Und diese klobigen Brillen sind weder günstig, noch sind sie als Modestatement zu gebrauchen". Deshalb habe sich Nintendo entschlossen, ein eigenes 3-D-System zu entwickeln - ohne störende Brille.

Neue Sensoren unter der Haube

Der Nintendo 3DS weist dieselben Maße auf wie sein Vorgänger Nintendo DSi. Der untere Bildschirm ist berührungsempfindlich. Der obere, größere, breitere 3,5-Zoll-Screen stellt die 3-D-Bilder dar. Ein Sensor im Gerät erfasst die Augenposition des Spielers und passt das 3-D-Bild auf ihn an. Die Stärke des Effekts ist über ein eigenes Kontrollelement einstellbar.

Weitere Features: Der 3DS besitzt einen Bewegungssensor und ein Gyroskop (Lagesensor). Zusätzlich zu den Buttons "A", "B", "X", "Y", "Start" und "Select" wurde das digitale Steuerkreuz mit einem analogen "Slide Pad" ergänzt. Außerdem sind die Spiele für den 3DS kompatibel zum Vorgänger Nintendo DS. Preis und Veröffentlichungstermin wurden noch nicht bekanntgegeben - vermutlich werden die Gamer mindestens bis Weihnachten warten müssen.

Grafik auf PS2-Niveau

Im Inneren des neuen Geräts arbeitet ein nicht näher spezifizierter Grafikchip. Schenkt man der gezeigten "Kid Icarus: Uprising"-Demo Glauben, erreicht die Handheld-Konsole etwa die Grafikleistung der Wii, des iPhone und einer PlayStation 2.

Weitere Ankündigungen: "Mario"-Entwickler Shigeru Miyamoto arbeitet an "Nintendogs + Cats"; Dritthersteller planen Umsetzungen von "DJ Hero 3D", "Kingdom Hearts 3D", "Saints Row", "Madden", "Ninja Gaiden", "Ridge Racer", "Professor Layton" und "Metal Gear Solid". Man kann davon ausgehen, dass alle großen Publisher den 3DS unterstützen werden.

Alles in 3-D: Spiele, Fotos, Filme

Weitere Features: Zwei Außenkameras an der Oberseite des Geräts ermöglichen Schnappschüsse in 3-D. Zusätzlich hat Nintendo in den USA Kooperationen mit Disney, Warner Brothers und Dreamworks abgeschlossen, um Filme per Download aufs System zu bringen. Damit wäre Nintendos 3Ds das erste mobile 3-D-Kinosystem.

Neu ist die permanente Anbindung ans Internet: Auch wenn sich das System im Schlafmodus befindet und kein Spielmodul eingelegt ist, lädt der 3DS Spielinhalte und Updates aus dem Internet. Alle Services sollen kostenlos sein.

Nintendos Maskottchenzoo

Zusätzlich fuhr Nintendo seinen kompletten Maskottchen-Fuhrpark für die Wii auf. Erwartungsgemäß stellte Shigeru Miyamoto "Zelda: Skyward Sword" vor. Vor allem die Spielmechanik der Kämpfe wurde komplett neu gestaltet und orientiert sich nun an den Bewegungen, die man mit einer echten Schleuder, Peitsche, Schwert und Schild machen würde.

Für Ende des Jahres werden "Mario Sports Mix", "Wii Party", "Donkey Kong: Country Returns" und "Kirbys Epic Yarn" erwartet. Letzteres beeindruckte mit einer frischen, bonbonbunten Näh- und Häkeloptik: Einen Endgegner, der aus alten Schuhbändern besteht, hat man bis dato nicht gesehen.

Für ältere Spielesemester hält Nintendo neben "Metroid: Other M" (Veröffentlichung Ende August) auch einen neuen Teil des Shooters "Goldeneye" bereit.

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(Anatol Locker)