World Wide Vuvuzela
Trööööööööööööt. Die Fußball-Weltmeisterschaft läuft auf vollen Touren. Und wir im Internet stoßen in das gleiche Horn: Alles wird immer lauter, aber nicht besser.
Sicher ist das eine unglaubliche Frechheit. Da kommen diese Eingeborenen in Südafrika daher und feiern unseren Fußball auf ihre Art. So sehr, dass unsere armen Kommentatoren ihr eigenes Wort nicht verstehen.
Das haben sie vielleicht noch nie. Aber jetzt geht das auch noch akustisch los. Mit einem Tuten, das an einen Hummelschwarm erinnern soll. Komisch, ich dachte, ein Hummelflug klingt so, aber gut. Und für Abhilfe technischer Art ist ja gesorgt. Fein.
Bleibt die Frage, warum das nur mit Plastiktröten bei einer Liveübertragung passiert. Wir werden hier seit mehr als zehn Jahren mit Pop-ups und fiesen Bannern am Bildschirm gevuzelt. Oder mit fiesen Inhalten visualgeduscht. Und immer weniger klicken hin.
Nein, das Internet macht nicht unbedingt blöd, vielleicht auch nicht einmal süchtig, aber es dröhnt ziemlich. Und es soll noch schlimmer kommen.
Während die einen darüber nachdenken, dass die Dauerbeschallung gar nicht mehr aufhören soll, stellen die anderen jetzt erst fröhlich neue Leute ein, denn die volle Dröhnung muss so aussehen wie bei Facebook.
Ein Riesenschwarm von Internet-Surfern mit Hummeln im Allerwertesten surft die Server der Anbieter in Grund und Boden. Und die bedanken sich mit immer lauteren Seiten und Dauerberieselung. So lange, bis jeder südafrikanische Fan indigniert die Tröte sinken lässt, weil er oder sie sich wie ein müder Abklatsch des World Wide Web vorkommt. Was ist ein Meer an verstimmten Mundfürzen gegen ein Dauergetwittere auf Facebook, das per Link in die pure Hässlichkeit führt?
Machen wir einen Deal. Jetzt sind einfach mal alle die nächsten drei Wochen ruhig. Im Stadion und im Netz. Und wenn uns danach etwas gefehlt hat, dann fangen wir einfach wieder mit dem Krach an. Mal sehen.
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(Harald Taglinger)