Ubermensch.com – Klick Dich schön
Hey, iUser! Im Netz erschaffst Du Dir den Übermenschen! Und das Schönste ist: Er sieht genauso aus wie Du! Schön gezeugt, gut vernetzt und rundrum veredelt im Online-Shop. Du bist die Internet-Elite und der Lifestyle in der iDecade.
Friedrich Nietzsche war ein Loser. Sein Zarathustra ist eigentlich ein armer Tropf. Denn er muss da erst noch durch, zum Übermenschen. Wir haben es da leichter. Wir haben das Netz. Wir sind längst 6.000 Meter über dem Boden angekommen. Wir zeugen unsere Kinder nur noch aus unseresgleichen und sehen dann so aus, dass uns sogar Charles Manson in der U-Bahn freiwillig seinen Platz angeboten hätte.
Unsere Füße sind die schönsten der Welt, wenn wir das beste Tool der Welt anwerfen. Und wir haben nur die ausgesuchtesten Menschen im Hinterkopf, wenn wir sie in unsere auserlesene Liste aufnehmen.
Auf unseren großartigen Bildschirmen schauen wir am liebsten unsere eigenen Bilder an. Und unsere Telefone sind von fast übernatürlicher Schönheit. Nie würden wir sie mit banalen Telefonaten besudeln.
Wir iUbermenschen schweben in den Wolken und brechen mit unserer Erscheinung das Licht. Wir kaufen nur noch schöne Dinge in schönen Online-Shops ein und haben eine ergonomische Maus, die aus Edelmetallen gegossen ist, in der manikürten Hand.
Und unsere Repräsentanzen im Netz sind so wunder-wunder-wunderschön, dass wir uns am liebsten mit ihnen zusammen in der Albertina aufhängen würden.
Nur ab und zu. Wenn nach 16 Stunden vor dem Bildschirm die Augen schmerzen und sich der Schlaf doch nicht einstellen will, wenn der Haufen Junkfood neben der verklebten Tastatur keinen Hunger mehr zulässt, wenn schon seit Tagen kein privates E-Mail mehr in der Inbox zu finden war und auf Skype nur der Testanruf noch zuhören will, dann ...
Aber noch ist Hoffnung. Noch sind einzelne wahre Ubermenschen da draußen. Und genau so sind wir auch. Alle. Netz sei Dank.
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(Harald Taglinger)