Exzessives SMS-Tippen macht krank

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30.06.2010

Eine australische Wissenschaftlerin hat in einer Langzeitstudie die Auswirkungen exzessiven SMS-Konsums untersucht - von "Textaphrenie" bis "Komatexten".

Ein wunder Daumen ist nicht die einzige Gefahr für Leute, die zu viele SMS schreiben. Die australische Forscherin Jennie Carroll von der RMIT-Universität in Melbourne hat in einer seit 2001 durchgeführten Studie zahlreiche Krankheitsbilder entdeckt, die vor allem Teenager beim SMSen heimsuchen können. Das berichtet der "Daily Telegraph".

Zwanghaftes Verhalten, physische Schmerzen

"Textaphrenie" beschreibt etwa das zwanghafte Nachprüfen, ob eine neue Nachricht im Posteingang eingetroffen ist, gepaart mit dem festen Glauben, man habe das Nachrichtensignal gehört oder eine Vibration gespürt.

Zudem erkannte Carroll in ihrer Studie die "post-traumatische Textstörung", die sich in physischen Verletzungen durch Unachtsamkeit beim SMS-Schreiben, etwa gegen eine Stange zu rennen, äußert. Zusätzlich verfällt der Nutzer in Depressionen, wenn ihn niemand kontaktiert.

"Tangstgefühle" (aus Text und Angst) sind die Selbstzweifel, die bei Handynutzern aufkommen, wenn nach einer Weile keine neue SMS angekommen ist oder sie selber keine verschicken können. Sie haben das Gefühl, keine Freunde zu haben, und analysieren, warum ihnen jemand nicht sofort antwortet.

Klare Regeln für Kinder

Auch "Komatexten" sei ein häufiges Problem - der Nutzer verschickt dabei unzählige SMS, um Reaktionen zu erhalten, sich als Teil einer Gruppe zu fühlen und sein Selbstbewusstsein zu stärken.

"Textaphrenie und Tangstgefühle haben SMS-Schreiber, die sich einsam fühlen und an ihrer Beliebtheit zweifeln", sagte Carroll. Komatexten sei ein Hilferuf. Carroll rät betroffenen Nutzern, Freunde und Familie regelmäßig zu treffen, um den SMS-Verbrauch zu verringern. Eltern sollten außerdem mit ihren Kindern klare Regeln für den Handygebrauch und auch handyfreie Zeiten vereinbaren.

SMS als Sport

In Schweden laufen unterdessen die Vorbereitungen für die nationalen SMS-Meisterschaften am 14. August an. Dabei muss ein vorgefertigter 160-Zeichen-Text ohne Hilfe von Wörterbuch und T9-Technologie schnellstmöglich getippt werden. Die Qualifikationen finden in zwölf schwedischen Städten statt, das Finale in Stockholm. Das Preisgeld beträgt 25.000 Kronen (rund 2.620 Euro).

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(futurezone/dpa)