Streit um Gigaset endet mit Siemens-Anzeige

DEUTSCHLAND
07.07.2010

Untreuevorwürfe gegen amtierenden Arques-Vorstand

Der Streit zwischen dem Siemens-Konzern und der Beteiligungsgesellschaft Arques um die Zukunft der gemeinsamen Telefontochter Gigaset wird mit immer härteren Bandagen ausgetragen. Am Mittwoch durchsuchte die Staatsanwaltschaft München auf eine Siemens-Anzeige hin Firmenräume von Arques und von Gigaset, wie eine Sprecherin der Behörde sagte. Die Ermittler gingen Untreuevorwürfen gegen einen ehemaligen Gigaset-Chef und amtierenden Arques-Vorstand nach.

"Verdacht von Untreuehandlungen"

Nach Angaben von Arques geht es darum, dass der Manager im Herbst 2009 noch in seiner Funktion als Gigaset-Geschäftsführer eine Zahlungsaufforderung über 19,6 Millionen Euro gegenüber Arques zurückgenommen hat. Nähere Details teilte Arques nicht mit. Die Beteiligungsfirma erklärte die Vorwürfe gegen ihr Vorstandsmitglied für nicht haltbar. Arques kooperiere mit den Behörden, um eine rasche Aufklärung zu unterstützen, gab die Gesellschaft am Abend in einer Pflichtmitteilung bekannt.

Siemens begründete seine Anzeige gegen die Manager und Aufsichtsräte von Arques mit "dem dringenden Verdacht von Untreuehandlungen" im Jahr 2009, die bis heute Konsequenzen hätten. Der Konzern sieht sich von Arques hintergangen. "Es war immer unser Anliegen, für die Gigaset ein Umfeld zu schaffen, in dem diese sich als autonomes Unternehmen aufstellen und weiterentwickeln kann. Hierzu gab es dezidierte vertragliche Vereinbarungen mit dem Käufer Arques", erklärte ein Konzernsprecher.

"Leider mussten wir feststellen, dass diese Vereinbarungen durch einzelne Personen, die erst einige Zeit nach dem Verkauf der Gigaset in das Arques-Management eingetreten waren, in einer Weise unterlaufen wurden, die den Verdacht der Untreue zulasten der Gigaset nahelegen."

Streit um Siemens-Anteile an Gigaset

Siemens stemmt sich Kreisen zufolge auch gegen die Abgabe seines verbliebenen Gigaset-Fünftels an Arques. "Die Call-Option ist schon seit längerem gekündigt", sagte eine mit der Situation vertraute Person. Da aus Sicht von Siemens der Kaufpreis für die gut 80 Prozent an Gigaset fast zwei Jahre nach der Übernahme noch immer nicht beglichen sei, gebe es keine Grundlage mehr dafür, dass Arques für symbolische 5.000 Euro den Rest der Anteile im kommenden Herbst übernehme. Siemens erklärte dazu lediglich: "Die bis heute positive Entwicklung der Gigaset wird die Siemens AG weiterhin aktiv begleiten. Hierzu ist das Unternehmen zurzeit mit dem Mehrheitseigner in konstruktiven Gesprächen.

Arques-Chef Hans-Gisbert Ulmke bleibt indes hart. "Wir werden unsere Option im Herbst ziehen", sagte er. "Wir werden die vertraglich vereinbarten 5.000 Euro bezahlen." Der Rest sei lediglich Sache des Notars.

(APA/Reuters)