Horx: "Nur soziale Verlierer bleiben im Netz"

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08.07.2010

"Von Facebook wird in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr reden", so der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx. "Nur soziale Verlierer verbleiben im Sozialen Netzwerk - diejenigen, die nichts Wichtigeres zu tun haben, als sich ständig gegenseitig die Unterhosen zu zeigen."

"Soziale Netzwerke sind heute schon weit über ihren Hype hinaus," ist der selbst ernannte Trendforscher Horx überzeugt. Massive Ausstiegswellen seien in den USA bereits jetzt Realität.

Den Grund sieht Horx vor allem in der benutzerunfreundlichen Beschaffenheit des Internets, die den Computer derzeit noch zu einer "zeitfressenden Maschine macht, die überhaupt nicht das bringt, was sie soll".

Trend zur Online-Abstinenz

"40 Prozent der Menschen kaufen derzeit im Internet ein - aber trauen ihm nicht", so Horx. Die Folgen: "Wir werden in zehn Jahren so eine Art Cyberrecht haben." Und: "Es gibt einen Offline-Trend. Menschen gehen bewusst weg vom Internet und verweigern es. Die Frage ist, wie groß diese Bewegung wird."

Am Beispiel Google Street View "wird plötzlich klar, dass die neue Digitalität nicht vor dem Gartenzaun haltmacht. Wir werden noch viele solche Dinge erfahren", ist Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter des Ars Electronica in Linz, überzeugt.

Einschränkung vs. Einmischung

Stocker hält in den kommenden Jahren zwei Alternativen für möglich. "Das erste Szenario ist auf jeden Fall, dass es wesentlich stärkere Reglementierungen geben wird", so der Experte. Mit dem Argument, dass Bürger und Wirtschaft geschützt werden müssten, sei das für Staaten nur eine Frage des technischen Aufwands.

"Lieber" wäre Stocker eine Revolution, bei der die Bürgerrechte aus dem realen Leben auf die virtuelle Welt übertragen werden. Denkbar sei das durch ein Übernahme gewisser Infrastrukturen in den öffentlichen Bereich, was einen ungehinderten, freien Meinungsaustausch sicherstellen würde, so Stocker. Genauso wie der Staat für Parkanlagen und Räume sorge, an denen Menschen unbeschränkt kommunizieren könnten, sollte er das auch im Internet ermöglichen.

Geldstreben bremst Innovationen

Derzeit würden getreu dem Sprichwort "Geld regiert die Welt" Innovationen gebremst, nur was sich wirtschaftlich lohnt, werde forciert. Ein Beispiel dafür ist laut Stocker die nicht vorhandene Nutzung von Mobiltelefonortungen für Stauprognosen.

"In jedem Auto fährt mindestens ein Handy mit", sagte Stocker. Schon jetzt könne man anhand dessen sehr präzise feststellen, wie viele Personen an einem Ort eingeloggt sind bzw. sich auf einen Punkt zu bewegen. "Nur es gibt niemanden, der damit Geld machen kann", kritisierte er.

"Internet ist nicht schnell"

"Es ist ein großer Irrtum, dass das Internet wahnsinnig schnell ist. In Wirklichkeit ist das Internet wahnsinnig langsam", kritisierte Horx den gängigen Ruf des Internets als reine "Selbst-Propaganda". Laut Horx leben erst 20 Prozent im "Internet-Zeitalter". Die meisten Menschen gingen immer noch von ihrem Desktop-PC online und verwendeten keine mobilen Geräte. Bis das Internet als Hintergrundtechnologie für alle realisiert wird, dauert es laut Horx mindestens bis Mitte dieses Jahrhunderts.

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(APA)