Zuckerberg im Paralleluniversum
Sicher, es gibt Google, Microsoft und Facebook. Aber was wäre, wenn wir heute das Jahr 2010 im Paralleluniversum hätten, und in den 80ern und 90ern hätten Sergey Brin und Larry Page, Bill Gates und Steve Ballmer, aber auch Mark Zuckerberg beim einzigen Unternehmen angeheuert, das dort mit IT zu tun hat: bei IBM?
Mark Zuckerberg schaltet morgens in seinem Büro frustriert sein Terminal ein. Sicher, seine Idee für ein Computerprogramm, in dem sich alle in einer Datenbank eintragen und kennenlernen können, ist großartig, sagen seine Manager. Aber dafür werde er nicht bezahlt. Außerdem brauche man das nicht, denn es gebe ja schon ein Organigramm in der Abteilung.
Seine Manager, Steve und Bill, sind lustige alte Herren mit Bierbäuchen, die sich an Wochenenden im Keller von Steve treffen, um an eigenen kleinen sympathisch fehlerhaften Betriebssystemen ihrer Heimcomputer herumzubasteln. Das macht Spaß. Sogar ein kleines Schreibprogramm sollen die beiden schon programmiert haben. Aber nur für ihr Fake-Unternehmen, das sie MICRO-SOFT nennen und für das sie ein eigenes Monopoly-Brett entworfen haben.
Aber hier ist nicht der Keller des Unternehmens. Hier ist die Abteilung "weltweite Datenbanken". Und die wird leider von zwei Haudegen geleitet, die ein Faible für bunte Bälle im Büro haben. Sergey und Larry haben sogar einen merkwürdigen Namen für das Netzwerk von Mark vorgeschlagen. Aber sie meinten auch, dass das nichts werden könne.
Vor allem nicht bei Jugendlichen, die könnten sich keinen Mainframe-Computer fürs Kinderzimmer leisten. Das würde Mark jetzt nicht verstehen, aber sie hätten das durchgerechnet. Und solange man keine Werbung in dieser Datenbank verkaufen könne, sei damit kein Geld zu machen.
In der Welt der Computer des Paralleluniversumsjahres 2010 sind die Rechner immer noch unglaublich teuer, brauchen mehr Strom und Platz als ein Umspannwerk und dienen doch nur dazu, im eigenen Rechenzentrum vor sich hinzurackern.
Auf den Festplatten schlummern in versteckten Verzeichnissen unglaubliche Wissensjuwele. Gerüchteweise soll es sogar ein Gesamtverzeichnis aller Dateien geben - zumindest für IBM. Aber Sergey und Larry kichern nur und geben nichts heraus. Sie sagen immer, erst wenn Bill und Steve mal ein wenig Geld mit ihrer Freizeitbruchbude einbringen, dann würden sie auch mit ihrem Zeug herausrücken. Aber so? Und dann lachen sie sich guggelig.
Deshalb macht die Arbeit mit den Computern im Haus auch weiterhin nicht besonders viel Spaß. Die meisten Mitarbeiter schreiben eh nur ihre Berichte darauf, drucken sie aus und schicken sie dann an ihren Manager, der sie sofort ungelesen ablegt. So wandern alle Papierwälder dieser Welt in die Aktenordner der Unternehmen. Eigentlich eine Art von Begrünung durch die Hintertüre. Aber mit abgestorbenem Material.
Währenddessen verbringt Mark einen weiteren einsamen Tag in seinem Büro und wartet auf einen Auftrag für ein Notizbuchprogramm. Er träumt von einer Karriere beim Fernsehen und wird es wohl ansonsten mit seinen Spinnereien nicht weit bringen. Computer sind zum Arbeiten da. Und auch das nur, wenn es der Manager will. Aber wem soll das Mark schon erzählen. In seinem Büro gibt es keinen Telefonanschluss.
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(Harald Taglinger)