Neues Online-Tool zum Medikamentenvergleich
Der Hauptverband der heimischen Sozialversicherungsträger (HVSV) hat am Freitag ein neues Web-Tool vorgestellt, mit dem sowohl Ärzte als auch Patienten Arzneimittel nach Wirkstoffen und Preis vergleichen können. Das sogenannte Ökotool soll helfen, die Generikarate von derzeit 40 auf rund 70 Prozent zu steigern.
Die Krankenversicherung hat mit der Bundesregierung eine ausgabenseitige Finanzkonsolidierung vereinbart, im Rahmen derer die Ausgaben bis 2013 um 1,7 Mrd. Euro weniger steigen sollen. 2009 lagen in Österreich allein die Kosten für Medikamente bei 2,84 Mrd. Euro. Hier soll der Sparstift angesetzt werden, die Richtlinien für ökonomische Verschreibweise legen fest, dass Ärzte bei mehreren gleich gut geeigneten Medikamenten künftig das günstigste zu verschreiben haben.
Bisher war das Ökotool zur Generikasuche über die Ärztesoftware einzelner Anbieter verfügbar. Zusätzlich zur neuen Internetabfrage, die auch die Spitäler nützen sollen, werden die Daten ab November auch in das E-Card-System integriert, erklärte Daniel Schuchner von der Sozialversicherungs-Chipkarten Betriebs- und Errichtungsgesellschaft . Das Andocken der Anwendung an Ärztesoftwareangebote soll zudem erleichtert werden. Ab sofort wird die Datenbank auch monatlich aktualisiert anstatt quartalsweise.
Wirkstoffvergleich auf mehreren Ebenen
Christoph Klein, Generaldirektor-Stellvertreter im HVSV, will dadurch die Kostenentwicklung bei den Medikamentenkosten "intelligent dämpfen", ohne dass die Versorgungsqualität leide, erklärte er am Freitag bei einem Pressegespräch. Für den Patienten gebe es durch das Tool mehr Information und Transparenz sowie die Möglichkeit, "sich kritisch mit seiner Medikation auseinanderzusetzen".
Das Ökotool basiert auf dem Erstattungskodex, der Liste der Medikamente, welche im Normalfall auf Kosten der Krankenversicherungsträger verschrieben werden können, einschließlich der Bedingungen für die Verschreibung. Die Ordnung erfolgt nach der anatomisch-therapeutisch-chemischen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (ATC der WHO) auf fünf Ebenen. Dabei wird zwischen wirkstoffgleichen (Level fünf) und wirkstoffähnlichen (Level vier) Medikamenten unterschieden - ein Prinzip, das auch das Ökotool aufgreift. Um den Wirkstoffvergleich zu standardisiseren, werden in der Anwendung drei Vergleichskennzeichen verwendet.
90.000 Euro für Entwicklung
Die Nutzung des Tools ist gratis. Der HVSV habe rund 90.000 Euro in die Entwicklung gesteckt. "Vielleicht hat das System noch ein paar Kinderkrankheiten aber wir arbeiten ständig daran", so Schuchner. Die Ärztevertretung zeigte sich am Freitag kritisch gegenüber der neuen Datenbank. Bei der Medikamentenverschreibung spielten nämlich auch psychologische Aspekte eine wichtige Rolle. Klein betonte darauf, dass das Tool keineswegs in die Therapiefreiheit eingreife und ausschließlich der behandelnde Arzt entscheide, welches Medikament für den Patienten optimal sei.
Laut einer Studie des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen (ÖBIG) lag der Generikaanteil bei verschriebenen Arzneimitteln 2008 bei rund 40 Prozent. Für jeden Prozentpunkt mehr könnten laut ÖBIG ein bis zwei Millionen Euro jährlich eingespart werden. Österreichische Patienten seien aber im Vergleich zu anderen Ländern der Verschreibung von Generika gegenüber sehr empfindlich, betonte Professor Ernst Singer von der Medizinischen Universität Wien. Deshalb gehe man nicht von der Erreichung einer Generikaquote von 100, sondern lediglich von 70 Prozent aus.
~ Link: E-Medikation ab 2011 im Test (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=1646528v2) ~
(futurezone/APA/Nayla Haddad)