Vier Jahre Haft für "Netzwerk-Kidnapper"

URTEIL
07.08.2010

Ein US-Gericht hat den ehemaligen Administrator des Behördenglasfasernetzes von San Francisco wegen der eigenmächtigen Blockade des Netzwerks zu vier Jahren Haft verurteilt.

Der "Netzwerk-Kidnapper" Terry Childs sorgte im Juli 2008 für Schlagzeilen, als er eigenmächtig alle Passwörter für den Zugriff zum städtischen FiberWAN änderte und die Herausgabe des Masterpassworts verweigerte.

Offenbar fürchtete Childs um seinen Job und versuchte sich auf diesem Weg "unersetzbar" zu machen.

Passwort-Herausgabe nach zwölf Tagen

Die städtischen Netzwerker sowie extern angeheuerte Spezialisten von Cisco Systems scheiterten bei dem Versuch, sich Zugang zu verschaffen. Das System, über das 60 Prozent der Vorgänge der städtischen Behörden San Franciscos abgewickelt werden, lief zwar weiter, konnte jedoch nicht mehr administriert werden.

Nach zwölf Tagen ließ sich Childs schließlich dazu bewegen, das Passwort dem Bürgermeister persönlich auszuhändigen.

Vorgesetzter "nicht kompetent" genug

Im Verfahren gab der Ex-Admin an, nur seine Arbeit getan zu haben, da sein Vorgesetzter seiner Meinung nach nicht qualifiziert gewesen sei, das Passwort zu erhalten. Die Anklage bezeichnete Childs unterdessen als "machthungrigen Kontrollfreak".

Auch Schadenersatz droht

Wie US-Medien berichten, werden Childs seine bisher 755 Tage in Untersuchungshaft auf die vierjährige Haftstrafe angerechnet. Laut seinem Anwalt könnte er in den nächsten vier bis sechs Monaten freikommen.

Zu der Haftstrafe könnte jedoch noch eine Rechnung über 900.000 bis 1,5 Millionen US-Dollar (680.000 bis 1,13 Mio. Euro) kommen, welche die Stadt in die Versuche, wieder in das Netzwerk zu gelangen, investieren musste. Eine entsprechende Anhörung ist für 13. August angesetzt.