Bertelsmann hebt Gewinnprognose an

MEDIEN
31.08.2010

Medienkonzern setzt auf Digitalgeschäft

Europas größter Medienkonzern Bertelsmann hebt nach einem glänzenden ersten Halbjahr 2010 die Gewinnprognose für das Gesamtjahr an. Der Nettogewinn stieg in den ersten sechs Monaten auf 246 Millionen Euro, wie Bertelsmann am Dienstag in Gütersloh mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch einen Verlust von 333 Millionen Euro gemacht. Die Werbemärkte hätten wieder angezogen, auch Kostensenkungsprogramme zeigten nachhaltig ihre Wirkung, hieß es.

Der Konzernumsatz, der um den verkauften britischen TV-Sender Five bereinigt wurde, stieg um rund vier Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr rechnet Bertelsmann nun mit einem Nettogewinn von über 500 Millionen Euro. Bisher sprach der Konzern von 400 bis 500 Millionen.

Mit Kostensenkungsprogramm aus der Krise

"Wir sind nicht nur gut aus dem Krisenjahr 2009 gekommen. Wir stehen auch besser da als 2008 und in den Vorjahren", sagte der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Hartmut Ostrowski. Er hatte zu Beginn der Medienkrise das größte Kostensenkungsprogramm der Firmengeschichte aufgelegt. Die Mitarbeiterzahl sank zuletzt von etwa 102.700 (31. Dezember 2009) auf rund 100.150 (30. Juni 2010).

Seit Jahresbeginn stieß der Konzern mehrere schwache Geschäfte ab. Der defizitäre britische Fernsehsender Five wurde an den Verleger Richard Desmond verkauft. Der Konzern trennte sich zudem von seinen Buchclubs in Italien und Portugal. "Die Portfolio-Optimierung ist im Wesentlichen beendet", sagte Ostrowski. "Wir glauben, dass unsere Geschäfte zukunftsträchtig sind." Bertelsmann wolle sein Kerngeschäft ausbauen, aber auch über Unternehmenszukäufe wachsen. Wachstumsfelder seien unter anderem E-Books, digitale Fernsehkanäle und das Geschäftsfeld "Digital Services". Letzteres umfasst etwa Call Center, Finanzdienstleistungen, elektronischen Handel und Frachtmanagement.

Ertragsbringer

Wichtigster Ertragsbringer war mit 2,66 Milliarden Umsatz erneut die RTL Group. Bertelsmann stockte seinen Anteil am größten europäischen Unterhaltungskonzern von rund 90 Prozent zuletzt auf 91,2 Prozent auf. Man habe "günstige Gelegenheiten" genutzt, sagte Finanzvorstand Thomas Rabe.

Nach luxemburgischen Recht kann Bertelsmann die restlichen Minderheitsaktionäre allerdings nicht mit Hilfe eines Squeeze-Out herausdrängen, um RTL ganz zu übernehmen. Auch Gruner + Jahr und Random House trugen zum Wachstum bei.

Sorgenkind EMI

Rabe wies zugleich Gerüchte zurück, dass der 49-prozentige Anteil an dem Musikrechtegeschäft BMG sinken könnte. Der Konzern plane mittelfristig, 200 Millionen Euro in das Joint Venture mit dem Finanzinvestor KKR zu stecken. In den vergangenen Monaten hatten die Partner mehrere Pakete mit Rechten an erfolgreichen Musikstücken gekauft. Darunter waren Songrechte von Elvis, Duffy und Eric Clapton. Der Konzern schaue sich mehr als 40 mögliche Akquisitionen an.

Angesprochen auf den angeschlagenen britischen Musikkonzern EMI - musikalische Heimat von Künstlern wie Coldplay und Katy Perry - zeigte sich Rabe erneut zurückhaltend. "Wenn EMI in der einen oder anderen Form auf den Markt kommt, werden wir uns damit beschäftigen." EMI braucht zum Überleben neue millionenschwere Finanzspritzen. Seit Monaten gibt es Spekulationen über eine Übernahme oder Zerschlagung.

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(dpa)