Haushaltsgeräte fürs "intelligente" Stromnetz
"Wir brauchen keine Waschmaschinen, wir brauchen saubere Wäsche" - diesen Denkansatz des Kybernetikers Frederic Vester haben sich die Aussteller auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) wohl zu Herzen genommen: Sie bieten ausgerechnet mit Kühlschränken, Waschmaschinen und Induktionsherden neue Ansätze, um Strom, Ressourcen und Geld zu sparen.
Erst zwei Jahre stellt die "Weiße Ware" auf der IFA aus - doch schon bringen Bosch, AEG, Siemens und Samsung mehr interessante Neuerungen nach Berlin als die Computerbranche, die nach kompletter Integration des Internets in all ihre Produkte nur wenige Attraktionen bietet.
Dagegen steht die Digitalisierung und Vernetzung der Haushaltsgeräte ganz am Anfang. Wie zum Beispiel mit einer "Smart Grid"-Waschmaschine. Durch kluge Fusion von Stromnetz und IT sollen die Konsumenten Strom sparen.
Waschmaschinen ins Netz
Haushaltsgeräte sind immerhin für rund 40 Prozent des privaten Stromverbrauchs verantwortlich. Vernetzt man sie mit einem Hausserver, können sie zu Zeiten aktiv werden, in denen Strom preiswert ist. Üblicherweise werden Trockner, Spül- und Waschmaschine morgens, abends oder am Wochenende angeschaltet.
"Smart Grid"-Geräte springen jedoch erst an, wenn der Strom günstig ist. Selbstverständlich kann der Nutzer einen Endpunkt vorgeben, an dem die Wäsche fertig sein muss - den Rest erledigt die Maschine. Die Hersteller Miele und Samsung zeigen auf der Messe erste "Smart Grid"-fähige Waschmaschinen, Geschirrspüler und Trockner.
Einen Haken hat die Ankündigung: Das umfassende "Smart Grid", also das intelligente Stromnetz mit integrierten IT-Netzwerkfunktionen, gibt es bisher noch nicht.
Hängen Haushaltsgeräte erst einmal im Netz, gehen die Hersteller einen Schritt weiter. Die Maschinen lassen sich vom Anwender von unterwegs starten, steuern und überwachen. Dazu stellt Miele eine kostenlose iPhone-App vor, die den aktuellen Status ihrer "Smart Grid"-Geräte anzeigt. Tritt eine Störung auf, wird automatisch der Kundendienst alarmiert. Wer's ganz futuristisch haben will, wird bei Samsung fündig. Hier steuert der Konsument über den Tablet-Rechner Galaxy Tab nicht nur Kühltruhe, Waschmaschine und Heizung. Auf Wunsch patrouilliert auch Samsungs Robot-Staubsauger als Wachdienst durchs Haus und meldet verdächtige Bewegungen - vorerst funktioniert das allerdings nur in Südkorea.
Waschmaschinen sparen Waschmittel
Aber es gibt noch andere Argumente, mit denen man Sparer zum Kaufen animieren kann: zum Beispiel beim Waschmittel. Bisher basiert das Waschmittelabmessen auf der "Pi mal Daumen"-Formel. Damit soll nun Schluss sein. Siemens und Bosch stellen auf der IFA automatische Waschmitteldosierung vor. Die Wäsche wird in der Maschine gewogen, die Textilart bestimmt und beim Vorspülen der Verschmutzungsgrad gemessen. Dann nimmt die Maschine genau so viel Waschmittel, wie sie braucht. Eine Füllung mit normalem Flüssigwaschmittel reicht je nach Verschmutzungsgrad für bis zu 20 Waschgänge.
Weitere Ansätze, Strom und Ressourcen zu sparen, findet man auf der ganzen IFA: Samsung nutzt Regenwasser und das erwärmte Wasser einer Solaranlage für seine Waschmaschinen. Und die "Schaumaktiv"-Technik schäumt das eingefüllte Waschmittel extrem auf. Der Vorteil: Man kann nun bei niedrigeren Temperaturen waschen - 15 statt 40 Grad - und spart so Bares.
Fritten ohne Fettfinger
Auch beim Kühlen lässt sich sparen: LG gibt an, dass Obst und Gemüse dank spezieller UV-Tageslichtleuchten im Kühlschrank bis zu drei Wochen halten. Und Samsung stellte seine Interpretation des klassischen Konzepts vernetzter Haushaltsgeräte vor: einen Kühlschrank, der seinen Befüller auf einem Display daran erinnert, dass Lebensmittel bald ablaufen.
Öl spart Philips bei seiner neuen Fritteuse. Statt das Essen in siedendem Öl zu versenken, packt man seine Erdäpfel in eine spezielle Schale. In zwölf Minuten werden sie im "Airfryer" mit heißer Luft frittitert. Das schmeckt genauso lecker wie bei beim Würstelstand um die Ecke - ist aber wesentlich gesünder.
(Anatol Locker)