Hewlett-Packard klagt Ex-Chef Mark Hurd

KONZERNE
08.09.2010

Konzern will Geheimhaltungserklärungen absichern

Der Wechsel des geschassten HP-Chefs Mark Hurd zu Oracle sorgt für Streit. Der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard befürchtet, dass der konkurrierende Softwarekonzern durch den unrühmlich davongejagten Manager an brisante Firmengeheimnisse gelangen könnte. Aus dieser Sorge heraus hat HP seine ehemalige Nummer eins am Dienstag geklagt - nur wenige Stunden nachdem Hurd seinen neuen Job als einer von zwei Präsidenten bei Oracle angetreten hatte.

Hurd habe Geheimhaltungserklärungen unterschrieben, ließ HP in einem Firmenblog wissen. "HP beabsichtigt, diese Vereinbarungen auch durchzusetzen." Zuletzt hatte Hurd sich vor einem Monat vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet, als er HP wegen falscher Spesenabrechnungen und der Liaison mit einer externen Mitarbeiterin verlassen musste. Im Gegenzug bekam er ein stattliches Abfindungspaket im Wert von um die 35 Mio. Dollar (27,5 Mio. Euro).

Das Erbe von Sun

Die beiden Konzerne konkurrenzieren im Server-Geschäft. Oracle, eigentlich der Erzrivale des deutschen Unternehmenssoftware-Herstellers SAP, hatte den Server-Spezialisten Sun übernommen und war damit auch ins Hardwaregeschäft eingestiegen. Oracle-Chef Larry Ellison machte keinen Hehl daraus, dass er Hurd gerade wegen dessen Erfahrung im Computergeschäft holte.

Die Oracle-Präsidenten führen maßgeblich das Tagesgeschäft, aus dem sich der 66-jährige Firmengründer Ellison weitgehend zurückgezogen hat. "Es gibt keine Führungskraft in der IT-Welt mit mehr einschlägiger Erfahrung als Mark", lobte Ellison. Die Börsianer sahen das genauso: Die Aktie sprang im Tagesverlauf um mehr als sechs Prozent hoch.

Zukäufe im Servicebereich

Hurd gilt als einer der härtesten Manager in der Technologiebranche. Der 53-Jährige hatte Hewlett-Packard durch Zukäufe im hochprofitablen Servicegeschäft massiv vergrößert und damit das Unternehmen fast schadlos durch die Wirtschaftskrise gesteuert. Er ist aber auch der Abbau von rund 50.000 Stellen bei HP verantwortlich. Seine gleichzeitige Berufung in den wichtigen Verwaltungsrat von Oracle befeuerte sogleich Spekulationen, Hurd könne eines Tages an die Spitze des IT-Giganten vorrücken und Ellison beerben.

Die Klage, die HP am Dienstag vor einem Gericht im kalifornischen Santa Clara einreichte, hat auch eine persönliche Note: Ellison gilt als guter Freund von Hurd und hatte den Rauswurf des Managers öffentlich kritisiert. "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple-Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben", schrieb der für seine Verbalattacken bekannte Ellison Anfang August in einer E-Mail an die "New York Times".

Falsche Spesenabrechnungen

Der 53-jährige Hurd war über seine Beziehung zu der ehemaligen externen Mitarbeiterin Jodie Fisher gestolpert, die bei Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen auftrat. Er führte sie des öfteren auf Firmenkosten zum Essen aus. Sie behauptete später, er habe sie sexuell belästigt. Diese von Hurd stets bestrittenen Vorwürfe bestätigten sich allerdings nicht, man einigte sich auf einen Vergleich.

Wegen der falschen Spesenabrechnungen musste Hurd dennoch gehen. Die Geschichte kochte auch deshalb hoch, weil die Frau in den 90er Jahren in einer Reihe von Erotikfilmen mitgespielt hatte.

(APA/dpa)