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Onlinebörse für die Zivilgesellschaft gestartet

INITIATIVE
23.09.2010

Die Onlineprojektbörse Respekt.net bringt Menschen mit guten Ideen mit Geldgebern zusammen und will so die Zivilgesellschaft in Österreich stärken. Bis 2011 sollen 500.000 Euro an Spendengeldern eingenommen und an gesellschaftspolitische Projekte verteilt werden. Drei Monate lang war die Projektbörse im Testbetrieb, am Donnerstag erfolgte der offizielle Start.

"Wir wollen eine stärkere Zivilgesellschaft und Menschen, die sich engagieren", sagt Maria Baumgartner, Internetunternehmerin und Mitgründerin von Respekt.net. Die Onlinebörse will zivilgesellschaftliche Projekte mit Geldgebern vernetzen und so das gesellschaftspolitisch Engagement stärken.

Das Spektrum der bisher eingereichten Projekte reicht von Initiativen für Demokratieförderung und Zivilcourage über Psychiatrieprojekte bis hin zum gemeinsamen Essen von Schulkindern mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. "Uns ist die Vielfalt wichtig", meint Baumgartner. 40 Projekte wurden in der Testphase eingereicht, zwölf davon sind bereits finanziert. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten 47.000 Euro Spenden eingenommen.

Bereitschaft für Engagement

Laut einer von Respekt.net in Auftrag gegebenen Umfrage ist die Bereitschaft für Engagement und finanzieller Unterstützung durchaus gegeben. Von 1.000 befragten Österreichern sind 86 Prozent der Meinung, dass mehr Einsatz für ein besseres Zusammenleben notwendig ist. 31 Prozent würden für gesellschaftliche Projekte und Initiativen 51 bis 100 Euro spenden. 13 Prozent ist ein solches Engagement bis zu 500 Euro wert.

"Es gibt Bedarf und Engagementbereitschaft", meint der Unternehmensberater Martin Winkler, ebenfalls Mitgründer der Initiative. "Auf der anderen Seite bleiben wichtige Themen liegen, die von der Politik nicht aufgegriffen werden." Um das zu ändern, seien Investitionen notwendig, so Winkler: "Ab zehn Euro kann man dabei sein."

Geld, Zeit, Expertise

Über die Onlinebörse können Projekte eingereicht oder unterstützt werden, mit Geld, Zeit oder Expertise, wie Baumgartner ausführte. Das soll so einfach wie möglich gemacht werden - ohne bürokratische Hürden, wie die Gründer meinen.

Gesucht werden unter anderem Projekte, die sich für die Stärkung der Demokratie, die sich um die Verbesserung des Bildungssystems, faire Chancen für Zuwanderer, Gleichberechtigung, Umweltschutz, Beschäftigungssicherung und der Sicherung des Sozialstaats verdient machen. Radikale Positionen lehnt die Initiative ab.

Geld kann via Kreditkarte, Onlineüberweisung und Paypal gespendet werden. Erreicht ein Projekt nicht die dafür notwendige Summe, können die Gelder von den Spendern an andere Projekt verteilt oder zurückgefordert werden. Die Verwendung der Mittel wird von den Plattformbetreibern stichprobenartig überprüft. Anonymes Spenden ist nicht möglich. "Bei uns gibt es Transparenz", sagt Winkler. Damit wolle man sich auch von politischen Parteien abheben, aber auch Geldwäsche vorbeugen.

"Nicht marktfähig"

In Österreich sei es nicht einfach, Geld für Projekte aufzustellen, sagte Josef Kreitmayer. Er reichte seine Projektidee, eines "Jugendforums für eine nachhaltige Welt" bei Respekt.net ein und konnte es über die Onlinebörse finanzieren.

"Es gibt in Österreich viele Dinge, die notwendig, aber nicht marktfähig sind", sagt Kreitmayer. Die althergebrachte Handhabung gesellschaftlicher Anliegen funktioniere in Österreich nicht mehr. In Respekt.net sieht er deshalb auch eine "Innovationsplattform für gesellschaftliche Weiterentwicklung".

Gründungsinvestoren gesucht

Gegründet wurde Respekt.net von einer Gruppe von Unternehmern, Arbeitnehmern, Ärzten, Künstlern und Wissenschaftlern. Insgesamt haben 41 Personen 350.000 Euro für den Aufbau und Betrieb der Onlinebörse gespendet. Bis 2012 sind 500.000 Euro veranschlagt. Um das Geld aufzubringen, werden weitere Gründungsinvestoren gesucht.

Als Träger der Plattform fungieren ein gemeinnütziger Verein und eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die mit dem Betrieb der Onlinebörse beauftragt wurde. 8,2 Prozent der jeweiligen Projektkosten werden als Betriebsführungsentgelt einbehalten. Dafür wird den Projektinitiatoren zur Unterstützung auch ein Projektscout zur Verfügung gestellt. "Es wird auch eine Leistung erbracht", sagt Projektinitiator Kreitmayer.

Die Ziele der Gründer sind ehrgeizig. Bis 2011 sollen 500.000 Euro an Spendengeldern eingenommen und 200 Projekte finanziert werden. Damit wolle man auch Zeichen setzen, welche Themen in diesem Land wichtig sind, meint Winkler: "Wir wollen auch ein Sprachrohr sein."

(futurezone/Patrick Dax)