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Bits und Bytes für die Konserve

Ö1
26.09.2010

Auf der internationalen Konferenz iPres haben Experten die Zukunft der Archivierung digitaler Daten diskutiert. Dabei spielen nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch analoge Datenträger eine zunehmend große Rolle. ORF.at hat sich auf der Konferenz umgesehen.

Am Sonntag in "matrix"

Den Radiobeitrag zu diesem Artikel hören Sie am Sonntag, dem 26. September 2010, um 22.30 Uhr im Ö1-Netzkulturmagazin "matrix".

Herausforderungen für die digitale Langzeitarchivierung

Steintafeln haben eine Lebensdauer von mehreren Tausend Jahren. Bücher und Handschriften aus säurefreiem Papier halten bei guter Lagerung einige Hundert Jahre. Optische Speichermedien wie CD und DVD bringen es noch auf 50 bis 100 Jahre, während Festplatten maximal zehn Jahre durchhalten.

Archivare und Kuratoren zerbrechen sich deshalb schon seit Jahren darüber den Kopf, wie sie ihre digitalen Archive fit für eine lange Zukunft machen können. Die ständig wachsende Datenmenge und die rasante technische Entwicklung, die immer neue Speichermedien und Datenformate hervorbringt, stellen sie dabei vor große Herausforderungen.

Wachsende Datenmengen

Auf der 7th International Conference on Preservation of Digital Objects, die von 19. bis 24. September in Wien stattfand, trafen sich Bibliothekare, Archivare und Computerwissenschaftler, um sich über Strategien gegen den digitalen Verfall auszutauschen.

"Wir müssen immer mehr Daten quasi unendlich lange speichern und unseren Nutzern immer bessere Zugangsservices bieten. Dass bedeutet, dass die Kosten, mit denen wir konfrontiert sind, stetig steigen", sagt Bettina Kann, Leiterin des Bereichs Digitale Bibliothek der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Steigende Kosten durch die Verwaltung immer größerer Datenmengen sind also gerade für öffentliche Einrichtungen in Zeiten immer knapper werdender Budgets ein wichtiges Thema.

Grüne Langzeitarchivierung

Auch die Energie spielt dabei eine Rolle. "Wie grün ist die digitale Langzeitarchivierung? Wie können Ressourcen gespart und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes getan werden?", lauteten dann auch einige der Fragen auf der heurigen iPres. Denn die größten Stromfresser im Bereich IT sind bekanntlich die digitalen Lagerräume, also Rechenzentren und Server.

Kris Carpenter ist Direktorin des Bereichs Webarchiv des in San Francisco angesiedelten Internet Archives. Die 1996 vom Informatiker Brewster Kahle gegründete Non-Profit-Organisation gehört zu den Pionieren in Sachen Langzeit -und im Besonderen Webarchivierung. Das Archiv hat eine geschätzte Größe von vier Petabyte, also vier tausend Terabyte, und wächst um etwa 100 Terabyte pro Monat. Gleich hinter dem Personal stehen bei den monatlichen Ausgaben des Internetarchivs die Stromkosten.

"Wir schauen uns ständig auf der ganzen Welt nach Beispielen um, wie man smart mit seinen Ressourcen haushalten kann. So haben etwa Kollegen in Norwegen ihre Umweltbedingungen clever ausgenutzt, indem sie das Rechenzentrum komplett in Berghöhlen ausgelagert haben", so Carpenter, "der Vorteil ist, dass sie dadurch kaum Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Außerdem können sie völlig auf eine stromfressende Klimaanlage verzichten. Normalerweise ist das ein unumgänglicher Bestandteil eines jeden Rechenzentrums."

Digitale Daten auf Mikrofilm

Inspiriert von den Vorbildern in Norwegen experimentierte das Internet Archive mit der täglichen Betriebszeit der Klimaanlage, die es erfolgreich reduzieren konnte. "Für viele Institutionen sind mittlerweile analoge Datenträger wie Band und Mikrofilm eine gute Option, um ihre digitalen Daten zu speichern", sagt Carpenter. Etwa für Sicherheitskopien, die man nur im Notfall braucht.

Das hat den Vorteil, dass diese Datenträger nur dann Strom verbrauchen, wenn man sie benutzt. "Daneben hat man den Vorteil, die Daten in einem alternativen Medium und Format gespeichert zu haben", so Carpenter, "das dient der zusätzlichen Sicherung. Für das Internet Archive ist das keine passende Strategie, da wir zu klein sind, als dass wir dadurch ausreichend viel Strom sparen könnten."

(Anna Masoner)