Neuer Verdacht gegen DT-Chef Obermann

BERICHT
25.09.2010

Geheimabkommen mit mazedonischer Regierung - DT dementiert

Die Bestechungsaffäre beim mazedonischen Telekomableger MakTel könnte für Rene Obermann, Manager und Konzernchef der Deutschen Telekom (DT), einem Magazinbericht zufolge möglicherweise brisanter werden als vermutet. Wie der "Spiegel" am Samstag im Voraus meldete, wirft die Bonner Staatsanwaltschaft Telekommanagern vor, eine Art Geheimabkommen mit der mazedonischen Regierung verhandelt zu haben. Das gehe aus einem streng vertraulichen Schriftsatz der US-Kanzlei Debevoise Plimpton hervor, die von der DT als Rechtsberaterin verpflichtet worden sei.

Vereinbarungen gelöscht

In dem Geheimvertrag sollen laut Bericht offenbar millionenschwere Zahlungen an die Regierung mit der Nichtvergabe einer dritten Mobilfunklizenz in Mazedonien verknüpft worden sein. Die Vereinbarung sei später auf diversen Computern gelöscht worden.

Als Beleg für ihren Verdacht hätten die Bonner Ermittler der DT offenbar E-Mails präsentiert, so der "Spiegel", in denen auch Obermann über Verhandlungen mit der mazedonischen Regierung und über den Stand der Geheimvereinbarung unterrichtet worden sein könnte. Bisher war gegen Obermann lediglich angeführt worden, dass er in einem Gespräch mit dem Chef der mazedonischen Telefongesellschaft Dividendenzahlungen von einer möglichst langsamen Freigabe des Telefonmarkts abhängig gemacht habe.

"Keine Beweise"

Wie die Juristen der US-Kanzlei in dem neunseitigen Schriftsatz laut "Spiegel" ausführen, lieferten die E-Mails allerdings "keine Beweise" dafür, dass Obermann in die Erstellung einer solchen Vereinbarung eingebunden gewesen sei oder auch nur davon gewusst habe. Die vermeintlichen Fundstellen seien allesamt anders zu verstehen. Auch die Vereinbarung selbst, so die Kanzlei laut Magazin, sei juristisch nicht zu beanstanden und den ebenfalls ermittelnden US-Behörden bekannt.

DT weist Vorwürfe zurück

Die DT hat den Verdacht gegen Konzernchef Rene Obermann zurückgewiesen. Ein Unternehmenssprecher sagte am Samstag, es gebe keine Hinweise darauf, dass Obermann von einer Art Geheimabkommen mit der mazedonischen Regierung gewusst habe, geschweige denn an diesem mitgewirkt habe.

Telekom-Sprecher Stephan Broszio sagte in Bonn, aus nun vom "Spiegel" veröffentlichten Dokumenten, die seit Jahren den Behörden vorlägen, seien keine strafrechtlichen Vorwürfe gegen Obermann abgeleitet worden.

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(APA/dapd)