Studie: Sperren gegen Kinderpornos nutzlos
Bürgerrechtler: Mails an Provider effizienter
Die deutsche Bürgerrechtsorganisation Arbeitskreis Zensur (AK Zensur) hat am Mittwoch die Ergebnisse einer Analyse bereits existierender Netzsperrsysteme gegen Kinderpornoinhalte im Internet veröffentlicht. Der AK Zensur hat sich 167 Einträge von Sperrlisten aus Schweden und Dänemark angesehen und dabei festgestellt, dass lediglich drei Adressen noch Inhalte enthielten, die als Kinderpornografie klassifiziert werden können.
Mails statt Sperrlisten
Diese Sites seien bereits 2008 auf einer dänischen Sperrliste verzeichnet gewesen. Es habe offenbar während der vergangenen zwei Jahre keine Versuche seitens der Strafverfolger gegeben, die verbotenen Inhalte aus dem Netz entfernen zu lassen. Umgekehrt sei es dem AK Zensur gelungen, mittels E-Mails an die Provider zwei Kinderporno-Sites aus den USA innerhalb einer halben Stunde aus dem Netz entfernen zu lassen. Ein entsprechender Hinweis an einen indischen Registrar sei innerhalb von drei Stunden erfolgreich gewesen.
Für AK-Zensur-Sprecher Alvar Freude zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass die zentral kontrollierten Sperrlisten zu einem Vorgehen nach dem Muster "Wegsehen statt Handeln" führen. Wenn eine Domain auf der Sperrliste stehe, gelte der Fall für die Behörden als erledigt. Freude: "Es ist an der Zeit, dass die Politik ihr Handeln sinnvoll ausrichtet: Sie sollte sich auf den Grundsatz 'Löschen und Täter verfolgen statt Inhalte verstecken und Täter schützen' einigen."
Im EU-Parlament findet derzeit eine Anhörung zum Thema Netzsperren statt. EU-Justizkommissarin Cecilia Malmström beabsichtigt, Netzsperren gegen Kinderpornos für die ganze EU verpflichtend einzuführen.