15.06.1999

MS-PROZESS

Bildquelle: Microsoft

Wieder Knieschuss der Verteidigung

Der Auftritt des ersten Zeugen der Verteidigung am Montag lief nicht gut für Microsoft. Statt des erwarteten Gegenangriffs gab es ein HinundHer um Details aus der AOL-internen Firmenkorrespondenz.

So lange, bis Richter Penfield Jackson den Anwälten der Redmonder zu verstehen gab, dass ihm erstens rätselhaft sei, worauf die Fragen an AOL-Managers James Colburn abzielten.

Zum zweiten wäre AOL-Geschäftsführer Steve Case wohl geeigneter gewesen, um über seine eigene E-Mails, die Colburn offensichtlich zum Teil unbekannt waren, Rede und Antwort zu stehen, sagte der Richter.

E-Mail, Einspruch, Rohrkrepierer

Die Anwälte der Redmonder argumentieren, dass die Marktmacht AOLs im Onlinebereich nach der Übernahme von Netscape für Microsoft eine Bedrohung sei und versuchten dies durch eine interne E-Mail von Chief Executive Officer Steve Case an den AOL-Präsidenten Bob Pittman zu belegen. Auf einen Einspruch des Anklägers wurde Pittmans Antwort als Beweismittel zugelassen, die sich als Rohrkrepierer für MS erwies.

Anklage zufrieden

David Boies, oberster Scharfmacher der Anklage, war mit dem Ablauf des Prozesses so zufrieden, dass er sein ursprüngliches Vorhaben, Colburn ins Kreuzverhör zu nehmen, fallenliess.

"Der einzige Grund, einen Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen" sagte Boies "ist wenn in einem Punkt Aufklärungsbedarf besteht. Dieser Zeuge war in seinen Aussagen sehr klar - und hilfreich."

AOL Präsident im O-Ton

"Ich bin überzeugt, dass Microsoft viel zu stark ist, um sie aus dem Zelt werfen", schrieb Pittman, "Sie könnten uns wehtun, wenn sie sehen, dass sie keine andere Wahl haben. Ich glaube, wir müssen mit ihnen im Geschäft bleiben."