Siemens und Fujitsu gründen ComputerRiesen
Die Konzerne Siemens und Fujitsu gründen gemeinsam einen der grössten ComputerKonzerne der Welt. Wie Siemens am Donnerstag in einer Börsen-Pflichtmitteilung bekanntgab, unterzeichneten beide Gruppen ein entsprechendes Grundsatzabkommen. Die Zustimmung der Aufsichtsbehörden steht noch aus.
Kernstück der Partnerschaft ist die Gründung eines Joint Ventures namens Fujitsu Siemens Computers per 1. Oktober. Der neue deutsch-japanische ComputerRiese zählt zu den fünf grössten Firmen der Branche. Beide Partner werden jeweils 50 Prozent halten.
84 Milliarden ATS-Joint Venture
Siemens bringt in das Gemeinschaftsunternehmen sein Geschäftsgebiet Computer Systems mit einem Jahresumsatz von rund 56 Milliarden ATS und knapp 8000 Mitarbeitern ein, Fujitsu steuert sein europäisches Tochterunternehmen Fujitsu Computers [Europe] Ltd. Mit jährlich 28 Milliarden ATS Umsatz und rund 1600 Beschäftigten bei.
Das Joint Venture Fujitsu Siemens Computers wird sich auf das Geschäft mit Personal Computern, Servern und Grossrechnern konzentrieren. Geplant ist eine weitreichende Kooperation in Entwicklung, Einkauf und Vertrieb.
Aktien im Höhenflug
Die FujitsuAktien stiegen an der Börse Tokio auf ein Rekordhoch
von 2.290 Yen [246 ATS], nachdem bekannt wurde, daß Fujitsu ein
Joint Venture mit Siemens im PC-Geschäft eingehen will. Auch die
SiemensAktien haben deutlich zugelegt und sogar kurzfristig einen
all time high von 73.3 Euro [1008 ATS] erreicht.
Fujitsu
In einer Pressekonferenz am Vormittag in Bonn gaben Siemens und Fujitsu bekannt, mit dem neuen gemeinsamen Computerkonzern im Geschäftsjahr 2000 rund 7.6 Milliarden Euro [104.6 Mrd ATS]umsetzen zu wollen. Gemessen am derzeitigen Umsatz von rund 6.1 Milliarden Euro [84 Mrd ATS] liege Fujitsu Siemens Computers schon jetzt auf Rang drei im europäischen Markt für PCs, Notebooks, Grossrechner, Intel- und Unix-Server. Auch weltweit will die Allianz mit ihren rund 9.600 Beschäftigten unter die Top drei vorstossen.
Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer: "Jetzt können wir unsere Computerprodukte auf der ganzen Welt anbieten." Fujitsu-Präsident Naoyuki Akikusa nahm per Videoübertragung an der Pressekonferenz in Bonn teil.
Suche nach Partner
Siemens-Chef Pierer hatte erst kürzlich betont, dass der Konzern in der PersonalComputerFertigung ein grösseres Volumen benötige und daher einen Partner suche.
Im April vergangenen Jahres hatte Siemens angekündigt, seine PC-Fertigung in Augsburg im Rahmen der Neustrukturierung des Konzerns an den taiwanesischen Hersteller Acer zu verkaufen. Diese Pläne scheiterten, weil sich die beiden Konzerne über Finanzfragen nicht einigen konnten.
Fujitsu Ltd
Die Fujitsu Ltd ist der grösste japanische ComputerHersteller. Der 1935 gegründete Konzern beschäftigt weltweit 188.000 Mitarbeiter und zählt zu den führenden Produzenten von Halbleitern und Kommunikationsausrüstungen. Zur Fujitsu Gruppe gehören weltweit mehr als 500 Unternehmen, darunter die britische ICL und die US-Firma Amdahl. Der Nettoumsatz belief sich im Geschäftsjahr 1998/99 auf konsolidiert 560 Mrd ATS [41 Mrd Euro].
Siemens
Bei einem Umsatz von 118 Mrd DM [60.3 Mrd Euro | 830.2 Mrd ATS] war im Geschäftsjahr 1997/98 der Ertrag von Siemens durch Sonderlasten auf 917 Mio DM [6.4 Mrd ATS] eingebrochen. Seither ist der Konzern wieder spürbar ertragskräftiger geworden. Erholen konnte sich vor allem die Chip- Sparte, damals Rekordverlustbringer und jetzt Börsenkandidat. Der Trend geht bei Siemens klar ins Ausland, das bereits rund zwei Drittel zum Umsatz beisteuert. Von den weltweit 438.000 Beschäftigten arbeitet über die Hälfte im Ausland. Größtes Konzernfeld ist das im vergangenen Herbst neustrukturierte Arbeitsgebiet "Information und Kommunikation" mit rund 100.000 Mitarbeitern und 50 Mrd DM [350 Mrd ATS] Umsatz.
Siemens und Fujitsu Nummer 1 in AT
"Ich sehe in dieser Kooperation eine ideale Ergänzung unseres eigenen Computergeschäftes, die sich ohne Zweifel auch auf dem österreichischen Markt positiv auswirken wird. Mit den Produkten von Fujitsu werden wir - das zeigen die Zahlen aus dem ersten Quartal 1999 - die Nummer 1 am österreichischen PC-Markt sein. Ich sehe dieser Zusammenarbeit auch deshalb mit Zuversicht entgegen, weil uns mit Fujitsu eine jahrzehntelange Kooperation, insbesondere auf dem Gebiet der Großrechner, verbindet", kommentiert der Generaldirektor der Siemens AG Österreich, Dipl.Ing. Albert Hochleitner, die MegaAllianz zwischen Siemens und Fujitsu.
Im ersten Quartal 1999 hat Fujitsu in Österreich 12.535 und Siemens 16.147 PC abgesetzt. Damit führen beide Unternehmen gemeinsam mit 28.682 Stück im Wert von über 530 Millionen Schilling den österreichischen Markt an. Der Gesamtmarkt im 1.Quartal liegt bei 130.046 verkauften Einheiten.
Im Vorjahr erzielte die PC-Sparte von Siemens Österreich, die Siemens Computer Systems, mit 75 Mitarbeitern einen Umsatz von fast zwei Milliarden Schilling. Fujitsu, in Österreich erst im Jahr 1997 gegründet, erwirtschaftete im gleichen Zeitraum mit 15 Mitarbeitern 506 Millionen Schilling.