Wie es im Kartellprozess weitergeht
Laut Angaben der US-Regierung behindert Microsoft durch gezielte Indiskretionen eine Lösung in dem Kartellverfahren, das gegen das Unternehmen läuft.
Indem Microsoft Informationen an die Presse streue und so seine Position in ein günstiges Licht rücken wolle, erschwere der Konzern Fortschritte in dem Prozeß beträchtlich, sagte eine Sprecherin des Justizministeriums am Freitag in Washington.
Procedere im Prozess
Nach achtmonatiger Dauer der Beweisführung müssen beide Seiten nun bis zum 10. August ihre Hauptargumente noch einmal schriftlich für den Richter zusammenfassen. Die Schlußplädoyers sollen am 21. September beginnen, danach wird Jackson eine "Fakten-liste" aus seiner Sicht erstellen, zu denen Kläger und Beklagter wiederum Stellung nehmen. Mündliche Anhörungen folgen, ein Urteil ist frühestens im November zu erwarten.
Bills "verheerendes" Zitat
Der leitende Rechtsvertreter der Kläger, David Boies, hatte zum Schluss noch einen Gegenbeweis präsentiert, der von vielen Beobachtern als "verheerend" für Microsoft eingestuft wurde.
Boies zitierte aus einem internen Memo, in dem Gates deutlich zu machen scheint, daß er in Wahrheit an keine ernsthafte Konkurrenz durch AOL im Bereich der Betriebssysteme glaubte.
AOL habe es nicht "in seinen Genen", Microsoft auf diesem Gebiet zu attackieren, sagte Gates der vorgelegten Notiz zufolge.
Boies meinte, die Verteidigung habe nachgewiesen, daß Microsoft andere "einschüchterte und ihnen drohte". Es handle sich um ein "sehr, sehr ernstes Wettbewerbsproblem, das eine ernsthafte Lösung verdient".
Der Rechtsberater von Microsoft, William Neukom, räumte ein, daß es sich um eine "große Aufführung" der Klägerseite gehandelt habe.
Verhandlungen hinter Kulissen
Das "Wall Street Journal" hatte unterdessen berichtet, Microsoft-Anwalt William Neukom habe sich mit dem Chef der Kartellabteilung im Justizministerium getroffen, um Möglichkeiten zur Beilegung des Rechtsstreits zu erörtern.