BilligComputer von AOL in Planung
Künftig müssen Kunden von Onlinediensten vielleicht nur noch wenig oder gar kein Geld mehr für Computer bezahlen, mit denen sie im Internet surfen oder E-Mail verschicken wollen. Europas zweitgrösster Onlinedienst America Online [AOL] hält preiswerte OnlineComputer für eine Möglichkeit, zögernde Kunden zum Einstieg in die Internetwelt zu ermutigen.
"Vor Jahren hat Bertelsmann einen billigen Plattenspieler angeboten, damit die Leute sich Platten kaufen konnten. Das könnte auch im Onlinemarkt funktionieren", sagte AOL- Sprecher Frank Sarfeld. "Grundsätzlich braucht man zwei Eintrittskarten für die Onlinewelt - einen Computer und das Geld für die Gebühren. Bei beidem wollen wir dem Nutzer helfen."
Marktführerschaft auch in Europa
Entscheidungen sind noch nicht getroffen. Aber was bei Plattenspielern, Rockefellers Öllampen und im Mobilfunkmarkt schon klappte, kann auch für AOL zum Erfolg werden: Mit der Bereitstellung der Geräte und dem Anstieg der Kundenzahlen soll die Marktführerschaft in der Welt gesichert werden.
In Europa und Deutschland will AOL von Platz zwei zur Spitze vorstoßen. Das ehrgeizige Ziel bis 2002 lautet, zehn Millionen europäische Haushalte mit AOL zu versorgen.
Computer für 199 USD
Für Gerüchte über einen AOL-PC sorgte schon die Ankündigung, dass AOL in den USA mit dem Spezialisten für Billig-PCs, Microworkz, Gespräche führt. Microworkz hatte mit der Ankündigung eines Computers für 199 Dollar Aufmerksamkeit erregt. Dieser Rechner besitzt nur die nötigsten Komponenten für den Onlinezugang. Als Betriebssystem wird nicht Windows vom Marktführer Microsoft genutzt, sondern eine Kombination aus Linux und BeOS, die frei erhältlich sind. Über AOL könnte sich ein solcher Netzcomputer ins Internet einwählen. Das Prinzip "einschalten und lossurfen" des Kleincomputers wird all jenen Kunden gerecht, für die herkömmliche Rechner zu teuer und zu kompliziert sind.
Seit längerem verfolgt der mit mehr als 17 Millionen Kunden weltweit grösste Onlinedienst die Strategie "AOL everywhere". Der Zugang zum Netz soll nicht länger nur am Schreibtisch und am teuren PC stattfinden, der Nutzer soll an möglichst vielen Orten E-Mails abrufen können. Dafür braucht es billige und kleine Geräte und schnelle Zugänge. Eine Spezialversion von AOL wird zum Beispiel künftig für handflächengrosse Kleinstcomputer erhältlich sein. Eine Zusammenarbeit mit 3Com, Anbieter des PalmPilot, hat AOL bereits bekanntgegeben.