01.07.1999

"SKANDALÖSER DEAL"

Bildquelle: ORF ON | PhotoDisc

Heftige Kritik an erhöhter Grundgebühr der Telekom

"Der Slogan 'schlicht und einfach günstiger', mit dem die Post und Telekom Austria [PTA] ihre neuen Tarife für das Festnetz schmackhaft machen will, gelten in Wirklichkeit nur für Vieltelefonierer, sprich Geschäftskunden", kritisierte VKI-Geschäftsführer Hannes Spitalsky.

Wer bisher bereits kostenbewusst telefoniert habe, erspare sich nichts, im Gegenteil, die Grundgebühr würde kräftig angehoben.

Das Schema

In den künftig 2 Inlandszonen sollen die

Gespräche unter 5 min kaum billiger

Etwa 50% der Telefonate werden nicht billiger, wie ein User der Futurezone ausgerechnet hat, da die Telekom nicht die Impulse verbilligt, sondern die Impulsdauer länger wird.

Legt man nun 2 "Kurven" [Zeit/Kosten] übereinander, schreibt Stefan Mayer, sind bei Gesprächen bis zu fünf Minuten nur bestimmte "Zeitfenster" billiger als vorher, der Grossteil bleibt gleich.

Eine weitere Neuerung der PTA betreffe die Telefonapparate. Bisher konnten die Kunden Telefone von der PTA mieten. Künftig müssen die Apparate gekauft werden. Großkunden werde diese Neuerung kaum treffen, den kleinen Privathaushalt allerdings schon, so der VKI.

Das sagen die Grünen

"Entgegen den Behauptungen von Post-Generaldirektor Sindelka sind die neuen Telefongebühren nicht auf die Gesprächsgewohnheiten der Konsumenten zugeschnitten", kritisiert die Konsumentensprecherin der Grünen, Gabriela Moser, die neuen Tarife.

Die Anhebung der Grundgebühr treffe überproportional hart die Wenigtelefonierer, die Mehrheit der Österreicher.

Telekom-Control rechtfertigt Entscheidung

Der gesamte Antrag der TA sei von zwei unabhängigen Gutachtern der Telekom-Control auf seine Kostenorientierung hin überprüft und somit alle übermittelten Daten der Telekom Austria und das verwendete Kostenrechnungsmodell im Detail überprüft und bewertet worden.

Besonderes Augenmerk legten die Gutachter auf jene Bereiche, bei denen die TA ihre marktbeherrschende Stellung zu Ungunsten der Marktteilnehmer missbrauchen könnte.

An der Grundgebührenbefreiung, die rund 300.000 Österreicher in Anspruch nehmen, ändere sich durch die Tarifreform nichts.

Also spricht die FPÖ

Als skandalösen Deal auf dem Rücken der Privatkunden bezeichnete der freiheitliche Verkehrssprecher Reinhard Firlinger die Anhebung der Grundtarife zu genehmigen. Der erzielte "Kompromiß" sei absolut inakzeptabel und nichts anderes als ein weiteres enormes Belastungspaket.

Statt durch mehr Effizienz und intelligente Lösungen den Alternativen Anbietern Paroli zu bieten, gehe man den einfachen Weg und greife in die Taschen der Privatkunden.

Nach Ansicht Firlingers habe die Telekom-Regulationsbehörde dabei Pate gestanden und nicht unabhängig agiert.