Kommissar macht Blitzabgang
Ausgerechnet der Kommissar für Telekommunikation wechselt zur spanischen Telefonica, eine der wichtigsten Telefongesellschaften Europas.
Martin Bangemann hatte gestern überraschend seine Absicht mitgeteilt, noch vor Ende der Amtszeit den Job zu wechseln.
Der damit verursachte Interessenkonflikt führte am Donnerstag in der Kommission selbst zu heftigen Reaktionen der übrigen Kommissare, nachdem der Kollege beurlaubt und durch Wettbewerbskommissar Karel Van Miert ersetzt worden war.
Bangemann, der schon mehrfach wegen der Entgegennahme von Honoraren für Vorträge und großzügige Auslegung der Dienstvorschriften in die Schlagzeilen geraten war, gab heute vorsorglich seinen Dienstwagen zurück.
Es gilt als sicher, dass der Beratervertrag mit der Telefonica noch während Bangemanns Amtszeit ausgehandelt wurde.
Der britische Verkehrskommissar Neil Kinnock warf dem Ex-Kollegen vor, zwar nicht gegen den Buchstaben, doch aber gegen den Geist der Kommissionsregeln zu verstoßen.
Seit 1989 vertrat der frühere deutsche Wirtschaftsminister und FDP-Parteichef in der Behörde weitgehend die Interessen der Industrie.
Vor allem im Bereich Telekommunikation war der schwergewichtige Deutsche in den vergangenen Jahren aktiv, sodaß sein Wechsel zum spanischen Telekom-Konzern Telefonica nun besondere Empörung ausgelöst hat.
Bangemann jedenfalls erklärte vor dem Kollegium zum Abschied, daß er in der Vergangenheit "kein einziges Mal auf EU-widrige Weise zugunsten von Telefonica interveniert" habe.