Bewegungsprofile aus Fluggastdaten
Nicht nur mutmaßliche ausländische Terroristen, auch US-Bürger werden von den US-Behörden bei ihren Reisen überwacht und die Daten auf 15 Jahre gespeichert - bis hin zu ihrer Lektüre und der Reiseroute, berichten US-Medien.
Die US-Behörden sammeln von Millionen Amerikanern auf deren Auslandsreisen weitaus detaillierte Informationen als bisher angenommen, berichtet die "Washington Post".
Dazu zählen Daten, mit wem die Reisenden unterwegs und wo sie untergebracht seien, sowie Angaben über persönliche Gegenstände bis hin zu den Büchern im Gepäck.
Datensammlungswut
Wie schon von "Wired" berichtet, hatte die Bürgerrechtsgruppe Identity Project unter Berufung auf den Privacy Act die Unterlagen von fünf Mitgliedern zur Herausgabe beantragt.
Bei der Durchsicht der Akten sei klar geworen, dass bei Grenzkontrollen nicht nur die Identität überpüft werde, sondern auch Daten gesammelt werden, anhand derer man ganze Bewegungsprofile erstellen könne, so die "Washington Post".
Auf 15 Jahre gespeichert
Dabei dürften die fünf Fälle nur einen kleinen Auszug aus den tatsächlich durch die US-Behörden im Rahmen des Automated Targeting Systems [ATS] gesammelten Daten zeigen.
Die Passenger Name Records [PNR, Fluggastdaten] werden in den USA offiziell 15 Jahre lang gespeichert. Sie sollen unter anderem dazu dienen, Terroristen bereits bei der Einreise in die USA zu erkennen. Bisher war bekannt, dass die Daten vor allem von den Fluglinien kommen.
Auch die Flugpassagierdaten von EU-Bürgern werden in den USA gesammelt. Erst vor kurzem wurde ein neues Abkommen zur Weitergabe der Daten unterzeichnet. Mittlerweile plant die EU eine eigenen Fluggastdatensammlung.
Reiselektüre, Reiseziel und Beruf
Laut Berichten fließen im ATS Informationen ein, die dort eigentlich gar nichts verloren haben, wie der Titel des gerade mitgeführten Buches [explizit ein Buch mit dem Titel "Drugs and your Rights" - sein Besitzer setzt sich als Anwalt für die Legalisierung von Drogen ein].
Aber auch Kontaktnummern von Familienmitgliedern, die ethnische Zugehörigkeit, Beruf, Reiseziel und -zweck sowie die Reiseroute innerhalb Europas wurden, so vorhanden, in den Unterlagen angeführt.
Heimatschutz verteidigt sich
Das US-Heimatschutzministerium bestritt gegenüber der "Washingon Post", dass sich die Beamten für den Lesestoff von Reisenden interessierten.
Gebe es allerdings Hinweise durch das Verhalten oder persönliche Gegenstände des Reisenden, die auf einen Gesetzesverstoß hinweisen, werde genauer hingeschaut, sagte Sprecher Russ Knocke. Es sei nicht ungewöhnlich, dass solche Vorfälle dann auch dokumentiert würden.
Zweimaliges Treffen ist eine Beziehung
Einer der Betroffenen, ein ehemaliger Reisekaufmann, erklärte, dass gerade Reisedaten ein besonderes Potential bergen würden: Darin werde aufgelistet, neben wem man auf einer Reise gesessen habe, wo man übernachtet hat und und wann man wieder gefahren sei.
Anhand dieser Daten könne man auch Profile, nicht nur der Person, sondern auch des Umfelds erstellen. "Wenn man einmal neben wem gesessen ist, war es Zufall, beim zweiten Mal hat man schon eine Beziehung zu der Person."
(futurezone | Washington Post | Wired)